INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

WILHELM GROENER

Information

WILHELM GROENER sind die Künstlerin Mariola Groener und der Tänzer Günther Wilhelm, die sich vor gut zehn Jahren in Berlin zusammengeschlossen haben. Stetig bringen sie seitdem Stück um Stück heraus. Es sind immer Aufführungen, die in stiller, konzentrierter Bastelarbeit entstanden zu sein scheinen, raffinierte Variationen und Weiterentwicklungen des auch gern mal als unsinnlich gescholtenen Konzepttanzes. Freilich kann es nie ein Nachteil sein, das Denken vorangehen zu lassen, ein Nachdenken über die Anlage und das Anliegen eines Stückes. Dass jedes der WILHELM GROENER Stücke ein erkennbares Konzept, eine Idee als Startpunkt hat, das macht sie nicht trocken und nicht oberlehrerhaft. Vielmehr ist ihr Spiel mit der Form ein intellektuelles Vergnügen. Und gern spielt auch die Ironie mit, die beiden Künstler holen sie fleißig herein, etwa auch bei der jüngsten Produktion "JOY" vom Dezember 2011. Als Zuschauer kann man mit einem Stück von WILHELM GROENER das Detail-Sehen trainieren. Denn es geht nicht um Spektakuläres, um körperliche Höchstleistungen, es geht um die Bedeutung hinter den kleinen, den alltäglichen Bewegungen, den Posen, hinter dem Vertrauten und dem Ungewöhnlichen. Ob sich drei Männer in einem Hotelflur mit Seelenruhe schieben und biegen, heben und schichten, knoten und stützen ("Hotel Hassler", 2008), ob man den überwiegend behutsam sich bewegenden Menschen hinterm "Paravent Privée" (2005) beobachten muss, ob es berühmte Gemälde zu erraten gibt in den Positionen und Haltungen der Darsteller ("Am Bildaltar", 2010): Die Kunst von Mariola Groener und Günther Wilhelm ist in einer Zeit der Aufgeregtheiten und Medien-Schnipsel von angenehmer Stille und Bewusstheit. Hier heißt es nicht: guck schneller! Hier heißt es: guck genauer! Man könnte es die Tanzentsprechung zur Slow-Food-Bewegung nennen.

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