Stefan Kaegi ist in Solothurn (Schweiz) aufgewachsen, hat in Zürich Kunst, in Giessen angewandte Theaterwissenschaften studiert. In verschiedensten Konstellationen inszeniert er dokumentarische Theaterstücke, Hörspiele und Stadtrauminszenierungen rund um die Welt. Seine argentinische Inszenierung „Torero Portero“ tourte durch Brasilien, Kolumbien und Deutschland. Am Theater Basel entstand seine Modelleisenbahnwelt "Mnemopark" als Live-Filmset im Massstab 1:87, womit Kaegi 2005 den Hauptpreis der Jury beim Festival Politik im Freien Theater gewann und nach Avignon, Montreal, Barcelona, Wien, Tokio u.v.m. eingeladen wurde. Zwei Jahre lang war Kaegi mit zwei bulgarischen Lastwagenfahrern und einem zum mobilen Zuschauerraum umgebauten LKW durch Dutzende von europäischen Städten unterwegs, die sich durch den Blick aus dem seitwärts eingebauten Fenster in Bühnenbilder des Transits verwandelten (Cargo Sofia). 2009 entwickelte Kaegi in Kairo "Radio Muezzin" mit 4 aegyptischen Muezzinen und einem Radioingenieur. Gemeinsam mit Bernd Ernst gründete Kaegi 1998 das Label Hygiene Heute. 5 Jahre lang inszenierten die beiden „theatrale Readymades“ wie Meerschweinchenkongresse, Ameisenstaaten und physikalische Experimente („Physik“, Tanzquartier Wien 2003) oder Audiotouren wie Kanal Kirchner (SpielArt-Festival 2001), bis das Duo sich 2003 auflöste. www.hygieneheute.de Gemeinsam mit Helgard Haug und Daniel Wetzel inszeniert Kaegi nun unter dem Label "Rimini Protokoll". Für Theater der Welt 02 kopierte das Regietrio mit 200 Bonner Bürgern eine ganze Bundestagssitzung live ("Deutschland 2"). Es folgten fünf schiesswütige Jungs in "Shooting Bourbaki" für das Luzerner Theater (ausgezeichnet mit dem Impulse Preis 2002), die Hannover Innenstadt - durch 40 Feldstecher aus dem 10.Stock - in "Sonde Hannover" (Festival Theaterformen) und fünf Experten des mitteleuropäischen Todesarten zu "Deadline" für das Hamburger Schauspielhaus (eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2004). 2004 entstand für das Brüsseler Kunsten Festival des Arts die Rekonstruktion der belgischen Fluglinie Sabena ("Sabenation"). 2004 inszenierte Rimini Protokoll fürs Wiener Burgtheater mit verschiedensten Diplomaten "Schwarzenbergplatz". 2005 entstand "Call Cutta", eine aus einem indischen Call Centre live geführte Mobiltelefontour durch Berlin Kreuzberg. Anschliessend inszenierte Rimini Protokoll mit 20 lettischen Verwaltungsexperten Cameriga (Homo Novus Festival) - eine Art Metabürokratie im ehemaligen Rathaus. Am Zürcher Schauspielhaus vereinten sie Herztransplantations- und Intenet-Flirt-Experten zu Blaiberg und sweetheart19, einer Suche nach dem zweiten Leben mit einem neuen Körper, sie rekonstruierten mit 9 Zeitzeugen und 10 Kindern "Uraufführung: Der Besuch der Alten Dame" - 51 Jahre nach derselben. 2008 versammelte "100 Prozent Berlin" 100 nach statistischen Katergorien ausgewählten Berliner auf der Bühne des 100jährigen Hebbel Theaters. Und 2009 erklärte Rimini Protokoll die Hauptversammlung der Daimler AG im ICC Berlin zum theatralen Ready-Made, indem sie 200 Theaterzuschauern über Aktientransaktionen Zutritt zu diesem Schauspielritual des Kapitalismus verschafften.2007 wurde Rimini Protokoll mit dem deutschen Theaterpreis "Faust" und 2008 mit dem europäischen Theaterpreis für "neue Theaterrealitäten" ausgezeichnet. www.rimini-protokoll.de Seit 2006 arbeitet Kaegi auch regelmässig mit der argentinischen Autorin und Regisseurin Lola Arias: Zuletzt entstanden in dieser Zusammenarbeit Chácara Paraíso, eine Polizei-Kunst-Schau mit 17 brasilianischen Polizisten in São Paulo, München und Berlin, sowie "Airport Kids", ein Stück mit 6- bis 13jährigen globalen Nomaden aus Lausanne. www.chacaraparaiso.org Stefan Kaegi lebt in Berlin, wo Rimini Protokoll seit 2003 Artist-in-Residence im HAU von Matthias Lilienthal ist. www.hebbel-am-ufer.de