Fragile Circumstances
Eine Tanztrilogie von Kurt Koegel und Ka Rustler
Premiere am 15.09.1989 in der Tanzfabrik, 60 min.; Lichtdesign: Art Lab/ Eric Veenstra; Musik: Klaus Staffa und Niko Schäuble; Film: Sally Kaplan
I. Die Tanztrilogie von Kurt Koegel und Ka Rustler war als Multimedia-Performance angelegt. Film, Licht und Musik sowie Artistik und Alltagsbewegungen wurden kontrapunktisch zum Tanz eingesetzt. Die „Trilogie“ stützt sich auf eine Buchvorlage (Titel unbekannt), die die Entwicklung einer Beziehung beschreibt, dementsprechend bearbeitet das Stück die Stereotypen von Verhaltensmustern, Kampfspielen und Selbstfindungsversuchen. Die Choreographie kann u.a. als eine Auseinandersetzung mit einer kontakimprovisatorisch offenen Form verstanden werden.
II. Das Stück beginnt in vollkommener Dunkelheit mit Projektionen auf eine Installation, die sich aus mehreren dreieckigen Projektionsflächen zusammensetzt, die Bilder erscheinen dadurch stets mehrfach gebrochen, fragmentiert und zersplittert. Anfangs bewegen sich beide Tänzer*innen durch die Installation hindurch; sie performen im Folgenden abwechselnd in hellen, weit geschnittenen Anzügen bzw. in dunkler Hose und Weste.
Das Bewegungsmaterial ist geprägt durch Elemente der Contact Improvisation und verschiedener Stile des New Dance, wie Release Technique und BMC®.
Ein fulminantes Duett zu Beginn mit vielen Hebungen, Drehungen, Gewichtübernahme und Sprüngen mündet in projizierte Filmaufnahmen, die Kurt Koegel und Ka Rustler in Ausschnitten des Stadtlebens zeigen. Es folgen einzelne Soli und Duette, wobei der anfangs energetische Bewegungsfluss mehr und mehr in mechanische, marionettenhafte Bewegungselemente übergeht. Es gibt komische und absurde Szenen, abgelöst von virtuos getanzten Duetten und Soli – insgesamt eine Mischung verschiedener Stile. Ein kurzer Text „good job, easy going ... everything is fine“, gesprochen von Kurt Koegel, beschreibt ein perfektes Abziehbild eines funktionierenden, doch abgelebten Lebensentwurfs. Ka Rustler antwortet darauf mit einem in sich gekehrten Solo, es folgt ein Duett marionettenhafter Aufziehpuppen. Das Stück endet nach diesem virtuosen Duett mit Ka Rustlers unglaubwürdigem Ausspruch „I am happy“.
Das Stück zeigt eingeübte Verhaltensmuster, Bewegungen erscheinen abstrakt und entgegen des Themas wenig sentimental, unterdrückte Emotionen, wie latente Agressivität und aufgestautes Begehren werden, ohne in tanztheaterhafte Narrative zu verfallen, choreographisch überformt.
Eine weitere Aufnahme dieser Produktion findet sich unter der Signatur MCB-DV-8996.
Archivsignatur der Akademie der Künste: AVM-33 10026/12 (https://archiv.adk.de/objekt/2926567)