Die Arbeiten Kat Válasturs zeichnen sich durch eine strenge und minimalistische Choreografie aus, die aus einer intensiven Bewegungsrecherche zu Themen wie Wahrnehmung und Dauer hervorgehen.
Ausgangspunkt für ihre Produktionen sind oft philosophische Konzepte, die sie jedoch nicht absolut setzt, sondern immer in reine Bewegung überträgt. „Oh! Deep Sea ' Corpus“ ist ein Langzeitprojekt, das sich mit der Odyssee Homers auseinandersetzt, einem Klassiker der antiken Literatur über die Abenteuer des Königs Odysseus von Ithaka und seiner Gefährten auf der Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg.
Válastur nähert sich dem Text nicht in narrativer Form. Stattdessen interpretiert sie die Odyssee abstrakt als Irrfahrt eines Körpers durch Raum und Zeit und bringt diese mit den Mitteln der Choreografie auf die Bühne.
„Oh! Deep Sea ' Corpus II“ ist inspiriert von der Begegnung Odysseus' mit den Cyclopen, den einäugigen Riesen. Er sieht sich dem monströs Anderen gegenüber und entdeckt in dieser Konfrontation seine eigenen physischen Grenzen. Denn wo verbirgt sich das Monströs-Unberechenbare genau: ist es im fremden Gegenüber oder auch im Eigenen zu finden? Und welche Rolle spielt dabei der unbeteiligte Betrachter des Geschehens? Válasturs Choreografie zeigt einen Widerstreit von Über- und Ohnmacht, von Eigenem und Fremdem, von passiver Beobachtung und aktiver Zeugenschaft.