INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-2997

Vom süßen Jenseits (Eine einfache Geschichte)

Autorenschaft
Beschreibung
1997 gewinnt Atom Egoyans „The Sweet Hereafter“ den Großen Preis der Jury in Cannes, wird danach in den Sparten Regie und Drehbuch für den Oscar nominiert und schließlich unter die zehn besten kanadischen Filme aller Zeiten gewählt. In einer raffinierten Dramaturgie aus Vorschau und Rückblende erzählt er eine einfache Geschichte: In der kanadischen Provinz verunglückt im Winter auf vereister Landstraße ein Schulbus mit den Kindern des Dorfes. Er rutscht auf den malerisch zugefrorenen See und bricht ein. Alle Kinder ertrinken. Nur eine Jugendliche und die Fahrerin überleben. Daraufhin erhebt ein Anwalt aus der großen Stadt Klage auf Schadensersatz und verspricht den Eltern dadurch eine Kompensation für ihre Verzweiflung. Gleichzeitig zeigt der Film die Kehrseite der trauernden Gemeinschaft: Wie sich die Visionen und Sehnsüchte der Erwachsenen in fadenscheinige Kompromisse verwandelt hatten und ihre Kinder als Projektionsflächen für den fehlenden Sinn im eigenen Leben herhalten mussten - komplexe Psychologie vor Breitwandbildern berückend schöner Natur, kühle Darstellung von Menschen im Zentrum ihrer persönlichen Katastrophe. Zum Schluss kommt es zum entscheidenden Show-Down zwischen dem gewieft- manipulativen Anwalt und der einzigen überlebenden Jugendlichen: Von ihrer Zeugenaussage hängt es ab, ob der Prozess eröffnet werden kann, ob sich die erwachsenen Mechanismen von Verdrängung und Schuldzuweisung durchsetzen werden. Oder ob für die Zurückgebliebenen etwas Anderes, Neues entstehen kann. matthaei & konsorten nehmen diese Erzählung als Ausgangsmaterial für die Arbeit mit Jugendlichen zwischen 14 bis 19 Jahren und vier Schauspielern, die deren Eltern sein könnten: Welche Rollen glauben die Jugendlichen den Erwachsenen - in der Erzählung und im Leben? Wen besetzen sie um? Welche Spiele der Erwachsenen sind für sie interessantes Material, um eigene Vorstellungen von ihrem Leben zu inszenieren? Und mit welchen Mitteln und Tricks reagieren die Schauspieler, um sich als glaubwürdige Figuren, vielleicht sogar als Vorbilder anzubieten? „Vom süßen Jenseits“ verwebt das fiktive Material mit einer dokumentarischen Beweisaufnahme. Zwischen konservativem Familien-Backlash und verzweifelt-fröhlicher Flexibilisierung aller Privatbeziehungen - wie entscheiden sich diese Jugendlichen und welche Rollen, die ihnen dann passen, finden die Schauspieler? Live dabei ist SCHNEIDER FM mit seinen ganz eigenen Soundlandschaften zwischen Songs und Noise. (Quelle: HAU-Archiv)
Gruppe / Compagnie / Ensemble
Darsteller
Nicole Ernst, Josephina Franz, Thomas Fränzel, Koray Gültekin, Irina Hunecker, Anja Marlene Korpiun, Daniel Popat, Llewellyn Reichmann, Dina Roßbach, Maximilian Speck, Peter Trabner
Standorte
MCB
Aufnahmedatum
Samstag, 29. März 2008
Orte
Stadt
Berlin
Land
Deutschland
Kamera
Andrea Keiz
Länge
110 min