„Der Ozeanflug“ von Robert Wilson ist eine Collage aus Brechts Radiolehrstück über die erste Atlantiküberquerung durch Charles Lindbergh, Heiner Müllers „Landschaft mit Argonauten“ und dem Romantext „Aufzeichnungen aus einem Toten Winkel“ von Fjodor M. Dostojewski.
Die Inszenierung beginnt fast im Dunkeln. Sie wird auch so enden. In einer Reise durchs Licht zeigt sie den Kampf des Homo sapiens gegen die Naturgesetze. Ein alter Mann steht mit dem Rücken zum Publikum und blickt reglos in einen Lichtkegel. Dagegen tritt ein schneidiger junger Mann im Anzug an und macht sich zur Ozeanüberquerung bereit. Er trägt Lederhandschuhe bis zum Ärmel und kämpft für den Fortschritt. Dann läuft ein nackter, junger Mann, golden angestrichen ins Helle, ein Kind geht mit altertümlichem Funkgerät über die Bühne, ein älterer Mann kommt. Alle bewegen sich ins Licht hinein und dann wieder aus dem Licht heraus. Dazu kommen Stimmen vom Band, u.a. die von Bernhard Minetti, der den Nebel spricht. Der Flieger, allein gegen die Natur, hat es schwer. Dann fällt unsichtbar etwas schreiend zu Boden. Im Zwielicht kehren die Personen an ihre Ausgangspositionen im „Ozeanflug“ zurück. Der goldige Nackte verschwindet im Rückwärtsgang dort, wo er ursprünglich hergekommen war. Der alte Mann beginnt erneut in die fahle Weite zu starren. Der Flieger ist abgestürzt, aber er steht auf beiden Beinen. Er trägt nur noch einen Handschuh und schaut über die Schulter ins Publikum.
REGIE/BÜHNE/LICHT: Robert Wilson
KOSTÜME: Jacques Reynaud
MUSIK: Hans Peter Kuhn
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