Mahlermania Mehr als bei jedem anderen Komponisten stehen bei Gustav Mahler Biografie und künstlerisches Schaffen in einer direkten Wechselbeziehung. Manische Getriebenheit und Größenwahn auf der einen Seite, Sehnsucht nach verlorenen Paradiesen und die Gefühle von Außenseitertum und Scheitern auf der anderen, lassen sich in den Werken Mahlers ebenso wie in seinen persönlichen Lebensumständen finden. Diese Analogie hat immer wieder Künstler verschiedenster Sparten zur kreativen Auseinandersetzung gereizt – wohl auch weil das Leben Mahlers prototypisch die Konflikte des modernen Menschen aufzeigt. Diese Grundsituation einer persönlichen Lebenserfahrung, die durch den schöpferischen Prozess Allgemeingültigkeit gewinnt, ist auch der Augsangspunkt von Mahlermania, der Eröffnungsproduktion der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin. Als singende und tanzende Ganzkörperpoeten entdecken Nico and the Navigators die Höhenflüge und Abgründe einer bewegenden Epoche zwischen Spätromantik und Moderne. Ausgehend von Mahlers Liedschaffen lässt die Berliner Theaterkompanie zusammen mit Sängern und Musikern der Deutschen Oper ein Tableau Vivant entstehen, das um das Leben des Komponisten kreist. Wie in all ihren Arbeiten nutzen die Ensemblemitglieder neben den musikhistorischen und biografischen Hintergründen dabei auch ihre eigenen Empfindungen als Spielmaterial. Mit ihrer einfühlsamen und suggestiven Theatersprache begegnen die Navigators Zuständen, die vor allem im Spätwerk Mahlers erlebbar werden: Der elementaren Erschütterung einer Lebens- und Werteordnung aber auch Erfahrungen der Befreiung von inneren wie äußeren Zwängen. Mahlers Lieder lassen sich in dieser Hinsicht nicht nur in eine Abfolge bringen, die einen Entwicklungsprozess ausdrücken (von den Gesängen der Jugendzeit bis zum „Lied von der Erde“) sondern öffnen in ihrer Bildhaftigkeit auch einen großen Assoziationsraum, der durch Sänger, Performer, Musiker, Licht und Raum gestaltet wird. In diesem abstrakten und zugleich radikal-poetischen Musiktheater wird der Zuschauer auf nachdenkliche Weise über „mahlerische“ Denklandschaften in die zerrissene Welt des Komponisten entführt.
// Credits //
Regie / Konzept: Nicola Hümpel
Musikalische Leitung: Moritz Gnann
Bühne: Oliver Proske
Kostüme: Frauke Ritter
Dramaturgie: Jörg Königsdorf
Einstudierung: Anne Champert
Regieassistenz: Sarah Maria Kosel
Von und mit:
Katarina Bradic - Mezzosopran
Janja Vuletic - Mezzosopran (WA)
Simon Pauly - Bariton
Michael Rapke - Bariton (WA)
Ioannis Avakoumidis
Michele Meloni (WA)
Annedore Kleist
Anna-Luise Recke
Patric Schott
Frank Willens
[efr]