Jeder ist Lulu verfallen: Der ältliche Dr. Goll, der mittelmäßige Kunstmaler Schwarz, ihr "Ziehvater" Dr. Schön und die lesbische Gräfin Geschwitz - alle erliegen ihrer Schönheit und bezahlen mit ihrem Leben. Basierend auf der Vorlage von Frank Wedekind hat Regisseur Uwe Janson nach eigenem Drehbuch einen der schillerndsten Stoffe der Theaterliteratur neu verfilmt. Janson hat das Drama in ein einziges Gebäude verlegt: ein Hotel. Von Akt zu Akt wechselt der Raum, verändert sich das Ambiente. In Jansons Interpretation ist Wedekinds Verführerin nicht eine reine Projektionsfläche für Männerfantasien: Lulu erscheint als missbrauchtes Kind, das geliebt werden will und es nicht lassen kann, seine Magie zu entfalten. Doch die Macht ihrer Verführungskunst hat einen Preis. Lulu zerbricht an der Unmöglichkeit der Liebe und verwandelt sich von der verführerischen, reichen Dame in eine Prostituierte. Jessica Schwarz in der Titelrolle verführt ihr Publikum mit einem Minenspiel, das sich zwischen abschätzig-dominant und kindlich-zerbrechlich bewegt. Mit ihrer rauchigen Stimme moduliert sie die Wedekindsche Sprache betörend, ohne je exaltiert zu klingen. Sylvester Groth als atemlos gehetzter Dr. Schön, der Lulu von der Straße geholt, sie erzogen und zu seiner Geliebten gemacht hat, changiert fließend zwischen Faszination und Begehren auf der einen und Abscheu und Abwehr auf der anderen Seite. Auch vorhanden: die legendäre Hamburger Lulu -Inszenierung von Peter Zadek (TV-886 und 887).
Jessica Schwarz, Sylvester Groth, Carlo Ljubek, Alexander Scheer, Dietrich Hollinderbäumer, Wolfgang Packhäuser, Matthias Schweighöfer, Esther Zimmering.