Schnittversion.
„Wenn ich 1990 vergessen sein werde, wird es eine gute Zeit sein, voll des Überflusses, des Spaßes und der Denkkraft." (Hanns Eisler, Tagebuch 25.12.1953 ) Es war nicht ganz so, wie Eisler es vorausschauend notiert hat. Der Staat, dessen Nationalhymne er komponiert hatte, war 1990 bereits im Begriff zu verschwinden. Im Zentrum des Stückes „Zu treuen Händen" stehen die Aktivitäten der Treuhand, einer Behörde auf Zeit, deren Ende bereits bei ihrer Gründung feststand. Ihre Aufgabe war die Umwandlung und Abwicklung ehemals Volkseigener Betriebe in verwertbare Produktionsstätten für die Gegebenheiten der neuen Ökonomie. Das Zauberwort hieß Privatisierungserlöse - die Transformation von staatlichem in privates Eigentum. Die Treuhand war lokalisiert im ehemaligen Reichsluftfahrtministerium, dem ersten repräsentativen Bau der Nationalsozialisten in der Reichshauptstadt. Nach dem 2. Weltkrieg diente das Gebäude in der DDR als „Haus der Ministerien“, heute ist es Sitz des Bundesfinanzministeriums. Das Stück „Zu treuen Händen" spielt mit den verschiedenen Zuständen des Gebäudes, seiner Transformation, und konzentriert sich auf die Treuhandphase. Das Wirken der Treuhand wird kontrastiert mit Eislers Hollywoodelegien aus dem Exil, der Erfahrung eines Einzelnen im Zentrum der westlichen Traumproduktion versus der Abwicklung von Produktionsstätten in den blühenden Landschaften.
Eine Veranstaltung im Rahmen des Festivals "Poker im Osten". (Quelle: HAU-Archiv)
Nicola Schößler, Armin Dallapiccola, Sven Philipp