1. "Du sollst keine anderen Götter haben neben mir" -
Krzysztof ist Sprachwissenschaftler und von der alleinigen Erkenntniskraft der Wissenschaft überzeugt. Sein Sohn Pawel eifert dem Vater in seinem wissenschaftlichen Interesse nach. In Pawels Leben gibt es zwei Dinge, die er über alles liebt: Den Computer und das Schlittschuhlaufen. Beide Vorlieben werden ihm jedoch zum Verhängnis. Beim Ausprobieren seiner neuen Schlittschuhe auf einem zugefrorenen See verunglückt er tödlich. Das Eis bricht, entgegen der vom Vater durchgeführten Computerberechnung, laut derer es tragfähig sein sollte.
Der Tod des Sohnes erschüttert Krzysztofs Glauben an die Allmacht von Wissenschaft und Technik. Er, der Ungläubige, hadert mit der Vorstellung, dass Gott seine Finger mit im Spiel gehabt haben könnte. Rasend vor Schmerz zerstört er den Altar einer im Bau befindlichen Kirche...
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"Dekalog, Eins" handelt von dem Verhältnis von Glauben und Wissenschaft. Er kreist um die Frage, inwieweit der moderne Götze "Computer" den Glauben an Gott ersetzen kann. Hauptmotiv ist aber nicht die Bestrafung des Ungläubigen, sondern die Frage, ob es uns Menschen möglich ist, göttliche Zeichen zu erkennen.
Mit dem Filmzyklus "Dekalog" begründete der polnische Regisseur Kieslowski, später bekannt durch die erfolgreiche Trilogie "Drei Farben - Blau, Weiß, Rot" aus den Jahren 1992 bis 1994, sein internationales Renommé. 1987 hatte das polnische Fernsehen ihm die Produktion einer TV-Serie vorgeschlagen, die bezogen auf die polnischen Verhältnisse der Gegenwart die Zehn Gebote des Alten Testaments behandeln sollte. Allen Episoden ist der Ort der Handlung gemeinsam: ein Warschauer Neubaugebiet. Die Idee dazu stammt von Rechtsanwalt Krzysztof Piesiewicz, der gemeinsam mit Kieslowski die Drehbücher ausarbeitete. Zwei Folgen kamen in ihrer Langfassung auch ins Kino: "Ein kurzer Film über das Töten", der Kieslowski schlagartig im Ausland bekannt machte, und "Ein kurzer Film über die Liebe".
Im Vorwort der polnischen Buchausgabe von "Dekalog - Zehn Geschichten" äußert sich Kieslowski wie folgt zu der Machart der Filme:
"Die Filme sollten sich etwa in dem Maße auf die Gebote beziehen, in dem sich die Gebote auf unser Leben beziehen [...]. Uns wurde bewusst, dass diese - seit ein paar tausend Jahren existierenden - Gebote [...] tagtäglich gebrochen werden."
Die Deutung der katholischen Kirche, die den Dekalog-Zyklus als Inbegriff der von ihr vertretenen Moral interpretierte, wies Kieslowski jedoch entschieden zurück: "Wenn ich das Wort Moral höre, muss ich den Raum verlassen". Thema seiner Filme sei nicht die Moral, sondern die Ethik.
Aleksandra Majsiuk (Ola), Ewa Kania (Ewa Jezierska), Henryk Baranowski (KrzystoF), Maja Komorowska (Irena), Wojciech Klata (Pawel)