Ein theaterhafter TV-Film. Der Dialog enthält mehrere Zitate aus August Strindbergs 'Ein Traumspiel'. Das Stück bewegt sich über die gesamte Länge auf einer einzigen (realistisch aufgebauten) Theaterbühne, und ist buchstäblich frei von äußerer Handlung. In 72 Minuten werden in kraftvollen oder fiebrigen Streitgesprächen zwischen einem alternden Regisseur und zwei leidenschaftlichen Schauspielerinnen nicht unähnlich einem Tanz, Boxkampf oder auch einer Bettszene vorrangig Fragen der Kunst, der Freundschaft, Liebe, psychischen Erkrankung, des Alters und des Todes mit schnell variierenden Rollen und psychologischen Abhängigkeiten debattiert. Das Gesagte ist nicht immer ästhetisch in seiner Wahrhaftigkeit, die Figur Henrik Vogler ist Ebenbild, Karikatur und Wunschego des Filmemachers, mehrdeutige erotische Spannungen sind im Vordergrund.
Vor allem dürfte Nach der Probe eine Liebeserklärung an die Schauspielkunst sein. Zu Planspielen, Fantasien und Handlungsalternativen gesellen sich halluzinatorische Zeitsprünge, und der innere Monolog Erland Josephsons kontrastiert und trennt Segmente, wie auch der Betrachter gelegentlich angeschaut wird. Die intellektuell anstrengende und emotionell reizvolle Geschichte weist wenig Merkmale eines Films auf. Wie oft bei Bergman liegen die Seelen nackt und zerbrechlich an der Oberfläche, oder vielmehr auf der Zunge. In enger Anknüpfung an Szenen einer Ehe fotografiert Bergman in seinem Mittel- und Spätwerk endgültig das „Gesicht als Landschaft“.
Strindbergs Ein Traumspiel sei dem Kindler Literaturlexikon zufolge ein hochkomplexes, fugenartiges Werk im Gefolge Freuds Traumdeutung und es stellt fest: „[…] Frage nach dem Sinn menschlichen Leidens […]; die Darstellung der Unausweichlichkeit von Enttäuschungen und Leid im menschlichen Leben und Zusammenleben, geprägt von einem mitleidsvollen Verständnis, […] Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen menschlicher Verantwortung und metaphysischer Determination“ (Kirsten Hölterhoff, Band 16, S. 88) seien dort die Themen. Raum, Zeit, und selbst die Einheit der Personen seien auch in diesem Schauspiel keineswegs stabil.
Erland Josephson: Henrik Vogler, Ingrid Thulin: Rakel Egerman, Lena Olin: Anna Egerman, Nadja Palmsterna-Weiss: Anna Egerman (jung), Bertil Guve: Henrik Vogler (jung).