Vorgestellt von Esther Schweins. Im nordöstlichen Zipfel Deutschlands, knapp 40 km entfernt vom Ostseestrand liegt das Theater Anklam. Mit dem Beginn der DDR als Dreispartenhaus gegründet, bleibt 1963 nur noch das Schauspiel übrig und in den Achtzigern wird es als Abschiebetheater für regime-unliebsame Regisseure und Schauspieler genutzt. So landet Frank Castorf als Oberspielleiter in Anklam. Nach der Wende wird das kleine Theater als kaum überlebensfähig eingestuft, doch Intendant Wolfgang Bordel gründet einen Verein, treibt die Privatisierung voran und verzichtet als erstes Theater auf seine Sommerspielpause. Die mittlerweile Vorpommersche Landesbühne GmbH Anklam erzielt fast zwei Drittel seiner Einnahmen im Sommer mit großen Freilichttheaterspektakeln. Wenn die Zuschauer nicht zum Theater kommen, dann kommt eben das Theater zu den Zuschauern Esther Schweins stellt das Theater Anklam vor, besucht die Freilichtbühne in Zinnowitz auf Usedom, auf der alljährlich die Vineta-Sage in Szene gesetzt wird, und wirft auch einen Blick in die 2000 gegründete Theaterakademie, die jährlich etwa zehn Schauspieler ausbildet. Intendant Wolfgang Bordel stellt sein rollendes Arbeitszimmer vor und erzählt wie dem Theater in der strukturschwachen Region eine hohe identitätsstiftende Funktion zukommt. Archivaufnahmen zeigen Frank Castorfs brachiale Inszenierungen, die für viele Anklamer ein Schock waren und Gregor Gysi berichtet von seinen Besuchen in Anklam.