INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-9190

Choros VI

Autorenschaft
Beschreibung

In Choros VI ist die Erde ein fremder Planet. Leute kommen in einer Raumstation zusammen, sie betreten, begehen, erkunden die Gegend. Sie ziehen Kreise durch Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Zeiten sind brüchig, Vergänglichkeit liegt in der Zukunft, Kommendes wartet in Vorzeiten, Gegenwärtiges fällt mit dem Ursprung zusammen. In Schichten von Bildern, Texten und Körpern zeichnet sich ein Mythos ab, in dem Geometrie und Natur, Gang und Blick, Wüste und Wasser die wiederkehrenden Motive sind.

Die Choros-Serie setzt sich seit 2016 mit Raum und Chor auseinander, zuerst ist es eine Gruppe, die zusammen geht und spricht, Kreise zieht im Raum. Mit Choros IV kommen Bewegungen in Bildräumen – viele Körper im schwarzen Nichts, Körperteile im weißen Nichts, einzelne Körper in der Landschaft – dazu. In Choros V verdichtet sich die Arbeit am körperlichen Bezug von sechs Performerinnen untereinander und zu verschiedenen Böden: Gras, Sprungtuch, Sand.

Von Anfang an ist Choros Arbeit am Ursprung: In archaischen Zeiten traf sich eine Gruppe an einem heiligen Ort, tanzte und stampfte einen kreisförmigen Platz in die Erde. Das Wort »Choros« ist der antike Name für diese kultische Versammlung auf dem Erdboden. Es meint zugleich die Körper und ihre Bewegungen und den Platz, auf dem sie das tun. Aus ihm gehen Reigen und Chor, Theater und Choreographie hervor.

Choros VI handelt von einer Zeit, in der für unveränderbar gehaltene Zyklen aus ihren Bahnen geraten. Jahreszeiten, Wetterverhältnisse, klimatische Grundbedingungen verändern die Erde. Mitten im hochtechnisierten 21. Jahrhundert sehen die Menschen plötzlich wieder Natur, starren ungläubig auf brennende Wälder, überflutete Küsten, verwüstete Landschaften, als wären sie auf einem fremden Planeten gelandet. Der Erdkreis, der Boden, auf dem sie glaubten heimisch zu sein, rutscht unter ihren Füßen weg. Es entstehen neue unbewohnbare und unbewirtschaftbare Orte. Was werden sie mit ihnen machen?


// Credits //

Idee, Raum, Video, Text: Moritz Majce + Sandra Man
Perfomance und Bewegungschoreographie mit: Zoé Alibert, Tamar Grosz, Friederike Heine, Julia B. Laperrière, Sonia Noya, Laura Siegmund
Stimmen: Sergiu Matis, Katharina Meves, Frank Willens
Installationsbau: Robert Grap, Olli Opitz
Produktionsleitung: Katharina Wallisch
Outside Eye: Gabrielle Cram
Englische Übersetzung: Anna Galt
Licht: Andreas Harder, Martin Pilz
Stimmaufnahmen: Fernand Kenzler

Eine Produktion von Moritz Majce + Sandra Man, in Kooperation mit WUK performing arts, gefördert von Berliner Senat für Kultur und Europa, Wien Kultur, Land Kärnten Kultur.
Mit freundlicher Unterstützung von District Berlin und Tanzfabrik Berlin.
Vermittlungsprogramm mit freundlicher Unterstützung von mapping dance berlin – ein Projekt des Tanzbüro Berlin.
Dank an Joris Camelin für seinen inspirierenden Workshop zu Voicing und Spatial Somatics.



// AutorenInnen //

Sandra Man lebt und arbeitet in Berlin, Wien und Obervellach. Nach ihrem Studium der Literatur­wissen­schaft und Philosophie begann sie als Autorin und Choreographin zu arbeiten. Ihre Texte schreibt sie für Rauminstallationen und Choreographien, sie werden gesprochen, gesungen und vom Publikum gelesen. Sie interessiert sich für Lyrik, für Sprache als Klang und Rhyth­mus, geschrieben für Stimmen und tanzende Körper. Ausgehend von eigenen Empfindungen und Wahrnehmungen kreisen ihre Gedichte um die Fragilität und Durch­lässig­keit von Kör­pern, offen für Transformationen in alle organischen und anorganischen Richtungen, von Fleisch bis Stein, von Zelle bis Planet. Die Texte sind lyrische Protokolle von Verkörperungen und zugleich Meditationen über einen Welt-Raum, der alles durchströmt. Dieser bewegte und bewegliche Raum ist auch der Ausgangspunkt für ein Verständnis von Choreographie als Raumkunst, an dem sie mit Moritz Majce zusammen arbeitet.


Moritz Majce ist in Wien geboren und lebt und arbeitet in Berlin und Wien. Während seines Kunst- und Philosophiestudiums begann er die Möglichkeiten einer Dynamisierung des Verhältnisses von Kunstwerk und Betrachter auszuloten. Er entwickelte die »Einzelaktion«, ein Format zwischen Ausstellung und Aufführung, in der die Zuschauerperspektive als Gegenüber aufgelöst wird in eine Betrachtungsweise, die selbst Teil des Kunstwerks ist. In Bezugnahme auf die antiken Anfänge des Betrachtungsdispositivs der europäischen Kunst und des Theaters und einer damit verbundenen, bis in die Gegenwart wirksamen Aufteilung des Raumes, führt er mit unterschiedlichen Mitteln, von Installation und Skulptur über Performance und Tanz bis Fotografie und Video seine Forschungen zu Blick und Raum weiter. Zusammen mit Sandra Man arbeitet er an einer künstlerischen Praxis, deren Ausgangspunkt die Auffassung von Raum als Geschehen ist, das auch die Körper und Sinne der Zuschauenden umfasst: die Raumchoreographie.


[efr]


[Abendzettel] http://moritzmajcesandraman.com/ http://blog.moritzmajcesandraman.com/?lang=de
Regie
Dramaturgie
Darsteller
Bühnenbild
Musik
Video
Standorte
MCB
Reihe
Aufnahmedatum
Dienstag, 27. November 2018
Orte
Stadt
Berlin
Land
DE
Kamera
Walter Bickmann
Länge
49 min