„Das hatten wir doch schon so oft besprochen …“
„Wie war's in der Schule?“
„Jeder erzählt jetzt mal sein schönstes Urlaubserlebnis …“
„Sag doch mal, warum du gerade so gemein warst!“
Warum wollen Erwachsene immer reden? Alles ausdiskutieren, begründen, tiefer graben, herausfinden, warum etwas so und nicht anders ist.
Was würde passieren, wenn jede und jeder seine/ihre Gedanken und Gefühle einfach tanzen würde? Der Kopf dürfte dann mal kurz Pause machen und der Körper die Führung übernehmen.
In der Schulklasse 4b der Erika-Mann-Grundschule Berlin haben über zwei Drittel der Kinder mit „ja“ gestimmt zur Frage, ob sie sich lieber bewegen als zu reden.
Wie würde diese Frage bei Erwachsenen beantwortet werden? Alle Menschen haben zwar einen Körper, aber manchmal sieht es so aus, als ob die meisten nur im Kopf leben würden.
Gibt es einen Punkt, an dem die Sprache tatsächlich nicht mehr ausreicht und man einfach tanzen MUSS? Dann würden Berlins Straßen plötzlich ganz anders aussehen!
SHUT UP AND DANCE dreht die Musik auf, knipst die Scheinwerfer an und lädt ein, im Kopf mitzutanzen.
// Credits //
Choreografie: Christoph Winkler
Tanz: Ahmed Soura, Deva Schubert, Sarina Egan-Sitinjak
Bühne: Christoph Winkler
Kostüme: Valentina Primavera
Licht: Martin Pilz
Video: Aaike Stuart
Dramaturgie: Joachim Schloemer
Vermittlung: Amelie Mallmann
Produktionsassistenz/ÖA: Elisabeth Leopold
Projektleitung: Thomas Dörschel
Presse: Nora Gores
Künstlerische Leitung TANZKOMPLIZEN: Livia Patrizi und Joachim Schloemer
Eine Initiative von TanzZeit
Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.
Mit freundlicher Unterstützung von Kulturprojekte Berlin GmbH
// Autor //
CHRISTOPH WINKLER gilt als einer der vielseitigsten Choreografen Deutschlands. Seine Arbeit umfasst ein weites Spektrum von Formaten und reicht von sehr persönlichen bis hin zu politischen Themen. Mit seinen Arbeiten schafft er es immer wieder Themen zu finden, die ganz innerhalb seiner Kunstform stehen, aber darüber hinaus auch auf momentan in der Gesellschaft stattfindende Diskurse hinweisen. Geboren wurde er in Torgau in der ehemaligen DDR und war als Jugendlicher zunächst mehrfach Spartakiadesieger im Gewichtheben und Judo, trainierte außerdem Kampfsport und Breakdance bevor er zur Ausbildung an die Staatliche Ballettschule Berlin ging. Er tanzte in Videoproduktionen für MTV, arbeitete als Bodyguard und auf dem Bau.
Anfang der neunziger Jahre trat er in Berlin als Performer in Underground-Technoclubs auf. Danach studierte er vier Jahre Choreographie an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst “Ernst Busch” und gründete Klangkrieg Produktionen, eine Plattform für experimentelle Musik. Unter diesem Namen veröffentlichte er Platten zahlreicher renommierter Musiker wie beispielsweise Venetian Snares oder Current Value. Er kuratierte das Festival AvantPop und organisierte Parties und Konzerte u.a. für die Fuckparade. Nach dem Studium entschied er sich 1998 als freischaffender Choreograph in Berlin zu arbeiten. Er wurde schon früh von der Kritik für seinen innovativen Tanzstil und minimalistischen, streng komponierten, diskursiven Tanzdramen wahrgenommen und erhielt Einladungen zu zahlreichen Festivals.
2007 gründete er zusammen mit “ehrliche arbeit - freies Kulturbüro” die Agentur BERLIN GOGOS um zeitgenössische Tänzer kommerziell auf den freien Markt zu bringen mit dem Ziel deren ökonomische Situation zu thematisieren. Aktuelle Arbeiten dazu sind: “Dance! Copy! Right?” (2012) zum Thema Urheberrecht, sowie “RechtsRadikal” über rechte Frauen und “Das Wahre Gesicht - Dance Is Not Enough” ein heiterer Überblick über verschiedene Inszenierungsformen von Protest, beides aus dem Jahr 2013. Das Solo “Baader - Choreografie einer Radikalisierung” wurde 2012 zu Tanzplattform eingeladen und der Tänzer Martin Hansen dafür von der Zeitschrift “tanz” zum Tänzer der Jahres 2012 ernannt. 2014 entwickelte der neben „Hauptrolle“ auch das Tanzfonds Erbe Stück “Abendliche Tänze” über den subjektiven Prozess des Erinnerns. 2014 gewann „Das Wahre Gesicht“ den FAUST Preis des Deutschen Bühnenvereins in der Kategorie „Beste Choreografie. Es war das erste Mal, dass ein Tanzstück, was gänzlich außerhalb der Strukturen von Stadt- und Staatstheater produziert wurde, diesen Preis erhielt.
Im Frühjahr 2015 entstand das sehr persönliche Solo “La Fille- Portrait eines Kindes” mit Emma Daniel, in dem Christoph Winkler die Beziehung zu seiner eigenen Tochter reflektierte, gefolgt von “Golden Stars on Blue” über die Idee von Gemeinschaft und den Symboliken Europas. 2016 entstand eine Reihe von Stücken unter dem Gesamttitel Studies on Postcolonialism“ – Kurzchoreografien, welche weiße Vorherrschaft im eine Genre durchleuchten, dass für seine Internationalität gerühmt wird. In 2016 wurde nochmals der FAUST Preis an eine seiner Produktionen verliehen als Aloalii Tapu als „Bester Tänzer“ für das Solo „Urban Sou Café2 ausgezeichnet wurde. Außerdem war er Initiator und Kurator von „The Witch Dance Project“ zusammen mit Franziska Werner/Sophiensaele. 2017 brachte er innerhalb von drei Monaten fünf neue Stücke zur Premiere – u.a. eine Ensemblearbeit, zwei neue Soli und sein erstes Stück für junges Publikum – sowie seine erste Zusammenarbeit mit dem Cantus Domus Chor.
[efr]
[Abendzettel] http://www.christoph-winkler.com/produktionen/shut-up-and-dance/