INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-DV-8645

Turning Solo

Beschreibung

„Turning Solo“ – das Portrait für Naïma Ferré – basiert auf ihrer Faszination, sich lange am Stück drehen zu können. Im Dialog mit Naïmas Whirling Praxis steht Schads Research um Achsumdrehung und Gewichtsverlagerung, um innere Bewegung und deren Ausdehnung in die Welt, und um Energiefelder, die einen selbst und andere bestimmen. Eine zunächst minimalistisch angelegte Bewegungsstudie wird nach und nach zum schillernden Juwel, zur rotierenden Skulptur und zugleich zum choreographischen Porträt einer Tänzerin. Obwohl wir „Turning Solo“ aufgrund seiner formalen Struktur als Studie einer sich lebendig um sich selbst kreisenden Skulptur lesen könnten, sind wir als Betrachtende doch hauptsächlich von der Einfachheit ihres konzeptionellen Entwurfs und ihrer minimalistischen Ausführung ergriffen, die etwas Zartes und Nachdenkliches ausstrahlt. Selbst der Vorgang des Herumwirbelns scheint so exakt ausgeführt, so kostbar und intim, dass sich der eigene Blick fast voyeuristisch anfühlt. Erst nachdem wir uns an diese Intimität gewöhnt haben, überlassen wir uns unserer Vorstellungskraft. Das Herumwirbeln wird dann zu einer Reflexion unserer inneren Realität: Uns lässt das Gefühl nicht los, dass Naïma sich in ihren Drehungen nicht nur von etwas bewegt, sondern auch auf etwas ganz Bestimmtes zurollt. Aus phänomenologischer Perspektive betrachtet, verwandelt „Turning Solo“ den Körper der Tänzerin in ein Objekt (für die Zuschauenden), gleichzeitig wird er aber auch zu einer lebendigen Realität (für die Tanzende selbst). Der Körper wird zu einem Phänomen, der sich durch die Drehungen der Tänzerin verführen lässt. So schafft der um sich selbst kreisende Körper einen neuen Blickwinkel, der zum Ausgangspunkt einer Perspektive wird, die die Tänzerin in der Welt verortet und ihre Beziehung zu anderen Objekten (wie ihrem übergroßen Kostüm), dem Raum und den Zuschauenden bestimmt. „Turning Solo“ ist eine Anekdote, die sich gegen lärmende Vertrautheiten wehrt und die nicht auf eine bedeutungsvolle Verbindung der sie konstituierenden Elemente hinausläuft. Wie ein Juwel. Ohne Entwicklung, ohne Täuschung. Saša Božic ́ 


Die Tänzerin und Choreografin Isabelle Schad studierte klassischen Tanz in Stuttgart und tanzte für zahlreiche Choreograf*innen, bis sie 1999 anfing, ihre eigenen Projekte zu initiieren. Ihre Schwerpunkte sind der Körper und seine Materialität, das Verhältnis zwischen Körper, Choreografie und (Re-)Präsentation, Gemeinschaftsbildung sowie politisches Engagement. Ihre Arbeiten werden auf internationalen Festivals gezeigt, u.a. Internationale Tanzwoche Wien, Tanz im August, International Arts Festival Beijing, Impulstanzfestival. Sie arbeitete mehrfach mit dem Goethe Institut zusammen und ist regelmäßig bei der Internationalen Tanzplattform Deutschland zu Gast. 2003 gründete sie zusammen mit Bruno Pocheron und Ben Anderson das internationale Künstlernetzwerk und Projekt „Good Work“ und ist Teil des Projektes „Practicable“, mit dem sie 2010 und 2011 die Gruppenstücke „Glazba“ und „Musik“ realisierte. Darüber hinaus verbindet sie eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit Laurent Goldring, mit dem sie 2015 im Rahmen der gemeinsamen Werkschau „On Visibility and Amplifications“ am HAU Hebbel am Ufer die Arbeiten „An Un-Folding Process“, „Der Bau“, „Unturtled #1 & #4“ und „Collective Jumps“, das 2014 im HAU uraufgeführt wurde, präsentierte. Im Herbst 2015 kehrte sie außerdem mit „Fugen“ und 2016 mit „Pieces and Elements“ ans Haus zurück. isabelle-schad.net Als zeitgenössische Tänzerin und Performerin lebt Naïma Ferré seit 2012 in Berlin. In ihrer Arbeit untersucht sie das Verhältnis von Körper und Geist und erkundet Grenzen, hauptsächlich durch Solo-Tanzimprovisation, die stark von Rosalind Crisp beeinflusst ist. Gleiches verhandelt sie in ihrer Arbeit als Aktmodell, so auch in den von ihr organisierten „Carte Blanche für das Modell“-Abenden. Begleitet von dem Musiker Klaus Janek, spielt sie mit der Grenze zwischen Performance und Aktstehen. Seit 2014 kollaboriert sie mit Isabelle Schad in mehreren Produktionen, wie „Volkstanzen Heute“, „Collective Jumps“ und „Pieces and Elements“. Von 2013 bis 2016 performte sie „AKT“ mit Judith Hummel in München. 2012 und 2014 war sie in „Luminosity“ von Marina Abramovic und „Mirror Check“ von Joan Jonas zu sehen. 2017 entwickelte sie gemeinsam mit Robert Jan Liethoff mit „Peau’rosität“ ihr erstes Solo, welches sich mit der Repräsentation des Selbst durch ihre Praxis als Akt-Modell beschäftigt. 


[Quelle: Abendzettel] {MHr}

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Abendzettel
Choreographie
Dramaturgie
Darsteller
Kostüm
Musik
Licht
Standorte
MCB
Aufnahmedatum
Mittwoch, 13. Dezember 2017
Orte
Stadt
Berlin
Land
Deutschland
Kamera
Walter Bickmann
Länge
25 min