Die „Orgon"-Trilogie der holländischen Choreographin bezieht sich auf die Theorien des Psychoanalytikers Wilhelm Reich. In „Orgon II“ geht es Be van Vark um Menschen, deren Sexual-Leben durch Blockaden und Hemmungen gestört ist. In „Orgon III“ sind Reichs Charakterstudien das Thema, van Vark möchte deren Sprache in Bewegung umsetzen. Von Reichs Forderung nach (sexueller) Befreiung des Individuums findet sich in diesem Tanzabend allerdings kaum eine Spur. Neurotisch und destruktiv sind die Geschöpfe auf der Bühne. Sie zucken, ihre Glieder verkrampfen, verrenken und verzerren sich. Dieses düstere, erschreckende Szenario wird in „Orgon II“ noch aufgelockert durch eine wohltuende Prise Ironie. Vor allem dann, wenn Antje Rose und Philipp Seibert in ihren roten Zipfelmützen, sich hopsend, wackelnd und trippelnd über die Bühne bewegen. Wie unter Elektro-Schocks vibrieren dagegen in „Orgon III“ die von korsettähnlichen Zwangsjacken eingeschnürten Körper. Das Licht ist klinisch weiß. Die Szenerie erinnert an eine geschlossene Anstalt: Den Kreaturen wurde jede Persönlichkeit ausgetrieben. Sie wirken wie gleichgeschaltete Roboter aus einer Science-fiction-Welt. Sie sind völlig gefühls- und seelenlos. Geschöpfe aus der Retorte. Aldous Huxleys „Schöne, Neue Welt“ läßt grüßen. (Quelle: Berliner Zeitung vom 29.8.1996)
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Berliner Zeitung vom 29.8.1996