ZWÖLF GOLDENE STERNE auf azurblauem Grund schmücken die europäische Fahne, knapp eine Minute dauert die offizielle Hymne der EU.
Die zwölf Sterne der europäischen Flagge stehen dabei nicht - wie oft vermutet - für die Anzahl der Gründungsstaaten, sondern für die von der Zahl 12 symbolisierte Einheit und Vollkommenheit. Das Motiv wurde über einen Zeitraum von 5 Jahren hinweg und aus über 100 Entwürfen ausgewählt - alle anderen Entwürfe erschienen allzu christlich und wurden nicht von allen Ländern mitgetragen. Wie die beiden Designer der Flagge jedoch später zugaben, ließen sie sich von den 12 Sternen der Krone der Jungfrau Maria inspirieren, so dass trotz langer Diskussion letztendlich doch ein Symbol christlichen Ursprungs gewählt wurde.
Die Europa-Hymne ist eine sprachlose Version der Ode an die Freude von Beethoven, arrangiert für Blaskapelle. Sprachlos ist sie, weil keine einzelne Sprache den Staatenverbund dominieren sollte. Doch trägt diese so reduzierte Ode noch die einstige Botschaft in sich? Funktioniert sie auch ohne Sprache?
In der Geschichte und dem Umgang mit diesen beiden Symbolen spiegeln sich in gewisser Weise viele aktuelle Probleme Europas. Sachthemen lösen sich in Kompromissen auf, Inhalte werden eigenen Interessen geopfert. Was bleibt, ist ein Europa der Technokrat_innen die keine Ideale, sondern vor allem ökonomische Prinzipien gelten lassen.
Der italienische Philosoph, Essayist und Autor Giorgio Agamben schreibt, es gelte "der Lüge entgegenzutreten, dieser Vertrag zwischen Staaten, den man als Verfassung ausgibt, sei das einzig denk-bare Europa, diese ideen- und zukunftslose institutionalisierte Lobby, die sich der düstersten aller Religionen, der Religion des Geldes, blind verschrieben hat, sei die rechtmäßige Erbin des europäischen Geistes".
Christoph Winkler und seine sechs Tänzer_innen fordern die Symbole zurück, hinterfragen sie und eignen sie sich wieder an, um sie lebendig zu halten. Die Hymne der EU wurde mit mit technologischer Hilfe auf die Länge einer Stunde gedehnt, um ihr die Schönheit zurückgegeben. In diesem akustischen Raum etabliert das Ensemble eine eigene Version von Gemeinschaft als einer Verbindung, die immer schon offen ist für das Andere und die Differenz.
VON UND MIT: Karima El Amrani, Aimée Lagrange, Pietro Pireddu, Ahmed Soura, Aloalii Naughton Tapu, Naishi Wang
KONZEPT: Christoph Winkler
LICHTDESIGN: Arne Schmitt
MUSIK: Europahymne – Gebirgsmusikkorps Garmisch-Partenkirchen, Long Version by Paul-Stretch, Additional Effects by Tian Rotteveel
BÜHNENBILDASSISTENZ: Lena Mody
KOSTÜME: Anna-Lisa Kentner, Malena Modéer
PRODUKTIONSDRAMATURGIE: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Eine Produktion von Christoph Winkler und ehrliche arbeit – freies Kulturbüro in Kooperation mit SOPHIENSÆLE.
Gefördert aus Mitteln des Regierenden Bürgermeisters von Berlin – Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und der dreijährigen Konzeptionsförderung des Fonds Darstellende Künste e.V..
jup
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