Ein Mann und eine Frau. Sie tasten einander ab aus der Ferne, sie fixieren, erkunden sich mit Blicken, die sich sehnen, fürchten, behaupten. Zwei Körper prallen aufeinander, stoßen sich ab, ziehen sich an. Zwei Seelen erkunden sich: Verschmelzung und Selbstbehauptung, Abneigung und Sucht nach Vereinigung. Ein Kampf zweier starker Willen, an den Grenzen zur Lust am Zerstören, Besetzen, Unterwerfen. Klischees vom "ewig tobenden Kampf der Geschlechter"? Auf der Suche nach der eigenen Identität findet man sich durch die Anerkennung und in der Abgrenzung des Anderen (Geschlechts). Die Beziehung zwischen einem ICH und einem DU entspricht der Polarität von Individuation und Sozialisation. Das Verhältnis des Einzelnen zur Gemeinschaft beginnt im engsten Rahmen einer Beziehung und weitet sich aus zur Freundschaft und Feindschaft, Liebe und Hass, Gruppenbildung und -zerfall, Frieden und Krieg zwischen Nationen und Kulturen. Medea, Penthesilea, Othello stehen als frühe Beispiele der Kulturgeschichte für Diskurse über Geschlechterkampf und Kulturkampf. Aktueller und schrecklich näher zeigen die systematischen Vergewaltigungen bosnischer Frauen im Jugoslawien-Krieg oder die Folterungen von männlichen Gefangenen durch den weiblichen Gefreiten Lyndie England im irakischen Gefängnis Abu Ghraib, dass Kulturkonflikte im Spannungsfeld von Geschlechterkonflikten problematisiert werden. Und umgekehrt bringt die Bestimmung, Umformulierung und Veränderung von Geschlechterrollen zugleich einen Kulturkonflikt ins Spiel. [Quelle: http://www.cocoondance.de/deutsch/produktionen/lovers-and-other-strangers/] Zugriff am 22.06.2015 jup