Es wird nicht zur Musik getanzt und es wird nicht zum Tanz musiziert. Wo Wild Thing aufhörte, setzt I LIKE TO MOVE IT an: Das choreografische Konzert für drei Tänzerinnen und sechs Lautsprecher. Erst allmählich entsteht in einem musikalisch-choreografischen Prozess ständiger Verschiebungen und unmerklicher Brüche eine Situation der gegenseitigen Abhängigkeit von Tanz und Musik. Wenn die Tänzer in raumgreifenden Dialog mit den sechs Lautsprechern treten und vertrautes Bewegungsvokabular aus gewohnten Kontexten lösen und spielerisch transformieren, entsteht ein Rhythmus überraschender Bilder. An diesem Abend gerät man in einen geschlossenen Kreislauf der wechselseitigen Beeinflussung, den Zufit Simon mit gewohntem Scharfsinn und kluger Komik initiiert.
Was stellt sich ein, wenn starre Funktionsweisen gebrochen und die Relation von Klang und körperlicher Darstellung als notwendiges Miteinander behauptet werden? In skeptischer Erwiderung auf gängige Muster und scheinbar Selbstverständliches bedient sie sich demonstrativ an aus medialen und popkulturellen Formaten vertrautem Bewegungsvokabular und musikalischen Zitaten ' Coverversionen berühmter Popsongs, glänzende Mikrofone und die rhythmischen Moves der unvermeidlichen Backgroundchöre sind das Rohmaterial, aus dem Simons tiefgründigen Abende gebaut sind. In dieser Arbeit recherchiert die Choreografin in dem Spannungsfeld zwischen verschiedenen Klangformen sowie dem Verhältnis von Musik, Tanz und Stille. Bereits im Vorgängerstück Wild Thing ging es für Zufit Simon und den bulgarischen Komponisten und Musiker Alexander Grebtschenko darum, anhand des legendären Kultsongs ein gleichberechtigtes System zu entwickeln, in dem sich Tanz, Klang und Körper in einer untrennbaren Beziehung ergänzen: Das Rock Ìn Roll-Zitat wird zum Komplizen der Tänzerin, die der schon zum Klischee erstarrten Melodie in der physischen Auseinandersetzung mit einem Lautsprecher eine neue, eigenwillige Sichtbarkeit abringt.
Zufit Simon, Tänzerin und Choreografin, in Israel geboren, schloss ihr Abitur dort mit Tanzabschluss ab und studierte klassischen und zeitgenössischen Tanz in Frankfurt an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Seit 1999 tanzte sie in verschiedenen Kompanien u.a. mit Christoph Winkler, Ingo Reulecke, Sabine Glenz und Micha Purucker. Mit "fleischlos" gewann sie 2005 den 3. Preis für das beste deutsche Tanzsolo bei der euroscene/ Leipzig und den 3. Preis beim Internationalen Choreografiewettbewerb/ Hannover für "Meine Mischpuche", das im Rahmen des "Tanz im August" Festivals 2008 Premiere hatte. 2010 wurde sie mit dem Solo "fleischlos" nach Dar Es Salam in Tansania eingeladen. 2012 wurde sie vom Goethe-Institut Moskau eingeladen, in Kasan/ Russland ein Stück mit der Chamber Ballet Panther Dance Company zu entwickeln. Aus der Zusammenarbeit mit dem Komponisten Alexander Grebtschenko entstand die Arbeit "Wild Thing". Aus dieser Arbeit heraus entwickelte sich das choreografische Konzert "I LIKE TO MOVE IT". Diese Produktion war in der Auswahl der "Tanzplattform Deutschland 2014" in Hamburg und wurde zu mehreren Festivals eingeladen. In Zusammenarbeit mit dem Regisseur Moritz Schönecker eröffnete sie 2013 mit "Sepsis ' das System ist vergiftet" das Festival"Theater in Bewegung" am Theaterhaus Jena. Zuletzt vollendete sie eine dreijährige Researcharbeit zum Thema Emotion mit der Trilogie "piece of something".
[Quelle: Abendzettel]
jup
Alessandra Defazio, Cheri Isen, Zufit Simon