Bühne: ein Tisch, quer zur Rampe, rechts und links am Kopfende ein Stuhl, auf dem Tisch ein Audiomischer, Mikrofone, Notizen, Kabel, hinten zwei Boxen, unter dem Tisch zusammengerollte, zu Mikrofonen gehörige Kabel, weißer Tanzboden.
Die Grundstruktur des Stückes beschreibt Thomas Lehmen am Anfang der Aufführung: „Guten Abend alle zusammen, anstatt eines voll durchchoreografierten Tanzstückes sehen Sie eine mehre oder weniger lose Sammlung von neuen und alten Ideen.“ Das genau ist denn auch „distanzlos“ von der Struktur her. Lehmen verliest von einem Stapel Notizzettel die besagten Ideen, die er aus verschiedenen Gründen bisher nicht umgesetzt hat. Manche demonstriert er. Das „nicht umgesetzte“ Material, das sich im Moment seiner Präsentation als solches indirekt in umgesetztes Material verwandelt, reicht von knappen Raum- oder Handlungsideen bis zu ganzen Szenen. Aktionen wie der, einen Raum auszumauern und später die Steine wieder heraus zu brechen, stehen Stichwortlisten wie „total privat sein“, „Wegbeschreibung“, „dreimal unverhofft zusammenbrechen“, oder die ausführlich vorgetragene Nacherzählung einer dramatischen Rettungsaktion verunglückter Bergarbeiter gegenüber.
Außerdem enthält „distanzlos“ ein Selbstinterview, das Lehmen, der zwischen den beiden Stühlen am Tisch hin und her wechselt, mit sich selbst führt, und in dem er sich inszeniert spontan Gedanken über das Gelingen des Abends macht.
Auf vielen Ebenen sucht „distanzlos“ eine neue Schnittmenge zwischen Reflexion und Aktion, welche keinesfalls mehr als Gegensätze zu verstehen sind.
[msb]