Ausschnitte.
"Ich habe Angst zu sagen, dass ich vor mir selbst Angst habe." Yuko Kaseki.
In die Performance "Tooboe" findet Yuko Kaseki ihren Ausgangspunkt in der gleichnamigen Geschichte des japanischen Autors Hyakken Uchida. Die Erzählungen Hyakken's zeichnen sich durch den meist undramatischen Einbruch phantastischer Begebenheiten in der Alltäglichkeit aus. Durch die ihm eigentümliche Perspektive der Betrachtung gelingt es ihm, einen Riss im Gefüge der vermeintlichen Realität ausfindig zu machen, durch den der Zugang zu einer anderen, phantastischen Ebene möglich wird. Diese ist einerseits beängstigend, manifestiert sich jedoch auch oft mit einem merkwürdigen Humor. Yuko Kaseki interpretiert diese Situation des Absurden auf ebenso humorvolle, wie präzise Weise, indem sie sich und ihren Körper dieser Welt aussetzt.
In ihrem Solo "Kudan" verkörpert Yuko Kaseki ein mystisches Wesen genannt Kudan - halb Kuh, halb Mensch - dem nachgesagt wird, in die Zukunft sehen zu können. Leider währt das Leben Kudans nur drei Tage. Dass es menschlich denkt und fühlt und ihm seine begrenzte Existenz durchaus bewusst ist, erleichtert ihm nicht gerade die Todesnähe. Gejagt von sensationslüsternen Menschen und ausgeschlossen aus deren Gemeinschaft, verdichten sich die Gewissheit eines nahen Todes und die Unfähigkeit, die Erwartungen an seine vermeintliche Gabe zu erfüllen, zu einer katastrophalen Existenz, deren schicksalhafte Erfüllung sich permanent verspätet und nie eintritt. So wird Kudan bestimmt von dem Gefühl der ewigen Erwartung und der permanenten Angst vor ihrer Erfüllung. Dieses Spannungsfeld ist der Ausgangspunkt für den Tanz Yuko Kasekis, die sich auf grotesk humorvolle Weise und zu einer präzisen Choreografie entwickelt, um im nächsten Augenblick in den Abgrund der Ungewissheit zu stürzen.
Yuko Kaseki, Machiko Yamashita