Hinter den Linien ist ein Stück über Krieg und Kultur als eine der unheimlichsten Beziehungen in der Geschichte menschlicher Existenz. Kulturelle Praktik und kriegerisches Handeln durchdringen sich gegenseitig und das oft mit einer Durchlässigkeit, die verblüfft und deren Spuren man über lange Zeiträume verfolgen kann. Der Tanz bzw. die Tanzkunst bildet da keine Ausnahme. Der Chiasmus Krieg und Kultur kann ohne weiteres umgeschrieben werden in Militär und Tanz ohne an Deutlichkeit zu verlieren, im Gegenteil gerade dieses Paar geht mitunter eine Liaison ein, die gespenstisch ist.
Körper gelten als gelehrig, als form- und somit bezwingbar. Das führt im Tanz zur strengen Formung der Figuren im Raum als auch zur Zerlegung tänzerischer Abläufe in kleinste Teileinheiten. Das gilt in gleicher Weise auch für das Militärwesen, das in dieser Zeit beginnt, das Exerzieren in völlig neuartiger Weise zu entwickeln. Das beginnt bei der Grundstellung von Tänzern und Soldaten, die zeitweise identisch ist, geht über das Einfügen von Exerzierfiguren der "Zierlichkeit" wegen bis hin zur vom Marschieren übernommenen Betonung der ersten Taktzeit auf dem linken Fuß. Dies sind nun nur einige der besonders deutlichen Zeichen der Durchdringung von Tanz und Militär.
Geht man einen Schritt weiter und liest die Schlachten dieser Zeit als Choreographie wird klar, dass es in den diesen Schlachten um im Raum wandernde, ständig neue Figuren bildende, Linien, Punkte und Körper geht und das kann man nicht nur Schlacht sondern auch Tanz nennen.
(Quelle: Website Christoph Winkler)