Grenzen markieren die Schnittstelle zwischen verschiedenen Gebieten, Wahrnehmungen, Körpern. Wie und durch wen wird dieser Unterschied definiert, der die Grenze begründen soll? In dieser Wandelbarkeit sind es Orte der Konfrontation, der Gratwanderung, Momente der Reflexion. In den Ecken entlang der Grenzlinien sammelt sich das Unerwünschte, das Verborgene und Verdrängte. Vergangenes und Gegenwärtiges verschwimmen, lagern sich in (Ge)Schichten ab, zersetzen, brechen aus.
»Borders & Corners« nimmt sich dieser Orte an, findet sie auf globalen Landkarten, auf den Straßen Berlins, zwischen Menschen und in sich selbst. In einer Assemblage aus Improvisation, Live-Music und Live-Video-Art wird das Aushandeln von Grenzen zu einem konstanten Balanceakt: Intersektionale Rand-Geschichten rücken in ein imaginäres Zentrum, Perspektiven und Erinnerungen treffen aufeinander, ergänzen und widersprechen sich. Sie hallen zwischen den Mauern des Theaters, stellen das Drinnen und Draußen in Frage, die Grenze zwischen Performance und Realität.
Die Performance hat den Charakter einer Installation, welcher dem Publikum die Wahl lässt, ob es das Geschehen im Sitzen verfolgt oder sich frei im Raum bewegt. Alle sind eingeladen, an den Rändern oder in der Mitte, die Grenzen, Ecken und verschiedenen Perspektiven in »Borders & Corners« selbst zu erkunden.
Was sind unsere Borders and Corners? Welche Geschichten lagern sich in unseren Ecken ab? An welche Grenzen stoßen sie und was konfrontieren sie? Ein Balanceakt zwischen Drinnen und Draußen – verschwimmende Grenzen zwischen Performance und Realität.
»Borders & Corners« ist eine Momentaufnahme und ein Resultat unseres künstlerischen Prozesses in der Auseinandersetzung mit dem Thema Grenzen und ein Sammelsurium von Geschichten und Erfahrungen, dass wir seit der Premiere und intensiven Recherchephase auf den Straßen von Berlin mit dem Stück »(K)no/w-go-zones!« (2018) gesammelt haben.
// Credits //
Künstlerische Leitung: Ricardo de Paula
TänzerInnen: Caroline Alves, Laura Alonso, Martina Garbelli, Natalie Riedelsheimer, Ricardo de Paula, Miro Wallner
Live-Musik: Olaf Giesbrecht
Live-Videoschnitt: Kathleen Kunath, Zé de Paiva
Lichtdesign: Domenik Engemann
Dramaturgie: Nora Tormann
Kostüm: Andreina Vieira
Assistenz: Franziska Doffin
Produktionsleitung: MiFrUsh
Bühnentechnik: Jan Römer
Eine Produktion von Grupo Oito
Gefördert von: Bezirksamt Pankow von Berlin, Senatsverwaltung Berlin für Kultur und Europa, HALLE TANZBÜHNE BERLIN
Partner: Mime Centrum Berlin, Literarisches Colloquium Berlin
Besonderen Dank an: Franziska Doffin, Nora Tormann, Ismar Hacam, Nora Molitor, Nora Haakh, Literarisches Colloquium Berlin, Andreina Vieira, Olaf Giesbrecht, cie. toula limnaios
// Ensamble //
Grupo Oito ist eine freie Tanzkompanie, die seit über 12 Jahren in Berlin aktiv ist. Grundlage für die Zusammenarbeit ist der von dem aus Brasilien stammenden Choreographen Ricardo de Paula entwickelte »Get Physical Process«. Die Arbeiten wurden bisher in Deutschland, Türkei, Frankreich und Kenia gezeigt. In ihren Tanzstücken setzt sich die Gruppe auf der Bewegungsebene mit gesellschaftlichen Mißstände und politischen Fragen auseinander und untersucht, wie sich diese in persönlichen Lebenswelten niederschlagen bzw. transformieren lassen. Widerstand (Künstlerisch, politisch und physisch) ist ein Schlüsselbegriff aller Arbeit.
Ricardo de Paula: Er begann 1987 seine Tanzlaufbahn im Harmonia Studio de Danças, Belo Horizonte. Als professioneller Tänzer hat er seit 1989 in Compagnien wie Grupo Corpo mit Rodrigo Pederneiras (Brasilien), Zikzira Physical Theater (Brasilien) und am Staatstheater Kassel getanzt.
Seit er in Berlin lebt, kamen Engagements bei den Choreograf*innen Sasha Waltz, Christoph Winkler, Constanza Macras, Sommer Ulrickson, Ahn Eun Me und Felix Ruckert hinzu. Seit 2005 entwickelt er Solostücke (z. B. Shoot First, Ballhaus Naunynstraße, 2013, Out of Many, One für die Veranstaltung Manifestos for Queer Futures am HAU 2019 ) und seit 2006 eigene Produktionen mit dem von ihm gegründeten Ensemble Grupo Oito. Aktuell arbeitet er an der Choreografie Black memories on white bones für das Festival FACTS der Universität Bordeaux. Zum charakteristischen Moment seiner Arbeiten gehört der von ihm entwickelte Get Physical Process. 2012 erhielt er das Tanzstipendium der Berliner Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten.
[efr] [Abendzettel] http://grupooito.com/