Jean Racine war einer der bedeutendsten Autoren der französischen Klassik. Er gilt den Franzosen als ihr größter Tragödienautor neben Pierre Corneille. Jean Racine verlor beide Elterneteile im Alter von 2 bzw. 4 Jahren und wuchs bei seinen Großeltern auf. Nach dem Tod seines Großvaters zog er mit seiner Grßmutter in ein jansenistisches Kloster. Traumatisiert durch die Verluste fast aller Bezugspersonen und der Heimat, besuchte er dort die Schule, die von den „solitaires“ betrieben wurde, jansenistischen Gelehrten, Theologen und Asketen die sich um das Kloster herum angesiedelt hatten. Er absolvierte dann 1 Jahr in einem Pariser Internat und kehrte danach zum Kloster zurück, was ihn tief prägte. Er begann mit Lyrik und kam später zur Dramtik. Ende 1667 erzielte er mit Andromaque seinen Durchbruch. Zugleich hatte er sein Thema gefunden: das der schicksalhaften, leidenschaftlichen, aber unerfüllten und eifersüchtigen Liebe, die die Liebenden in ihrer Eifersucht bis zum Äußersten und in den Untergang treibt. Die Rolle der Titelheldin spielte Mille du Parc, eine junge Schauspielerin, die Racine bei Molière abgeworben hatte und die bis zu ihrem frühen Tod Ende 1668 seine Geliebte war. Nach dem Erfolg von Andromaque wurde Racine von seinen Bewunderern auf eine Stufe gestellt mit seinem älteren Kollegen Pierre Corneille. Er verkehrte am Hof und erhielt sein Gehalt aus der königlichen Schatulle. Durch seine Erfolge beflügelt, versuchte Racine 1668, auch Molière Konkurrenz zu machen mit der von Aristophanes' Wespen inspirierten Komödie Les plaideurs. 1669 begab er sich mit der Tragödie Britannicus auf Corneilles Spezialgebiet, die Verarbeitung römischer Stoffe. Auch das nächste, „römische“ Stück, Bérénice (1670), war eine Herausforderung an Corneille, der zur gleichen Zeit von Molière ein ähnliches Stück, Tite et Bérénice, herausbringen ließ. Nachdem Racine tatsächlich Corneille in der Gunst des Publikums geschlagen hatte wechselte er mit dem Intrigenstück Bajazet (1672) in die jüngere türkische Geschichte. Nach dem Erfolg von Bajazet war Racine Herr der Pariser Bühne. 1673 wurde er in die Académie française gewählt. Anfang 1677 wurde "Phèdre" aufgeführt, sein neben Andromaque wohl bestes Stück. Der Erfolg war jedoch nur gering. Als dagegen ein gleichnamiges mittelmäßiges Stück von Pradon ostentativ gelobt und beklatscht wurde, zog sich Racine zugunsten seiner anderen Aktivitäten vom Theater zurück. Er heiratete und hatte sieben Kinder. Er wurde dann königlicher Chronist und protokollierte die Feldzüge von Ludwig XIV. Er ließ sich dann doch 1688 und 1690 von seiner Gattin Madame de Maintenon nochmal zum Stückeschreiben bewegen und verfasst religiöse Stücke für ein Kloster und ein Mädchenpensionat. Theologen bekrittelten sie allerdings als weltliche Profanierung geistlicher Gegenstände. 1690 erreichte Racine den Höhepunkt seiner Höflingskarriere mit der Ernennung zum königlichen Kammerherrn, womit die Erhebung in den Adelsstand verbunden war. Inzwischen war er wieder fromm geworden und verfasste entsprechend geistliche Lyrik. Allmählich näherte er sich wieder dem strenggläubigen Jansenismus seiner Jugendzeit an. 1694 erregte er den Unwillen des Königs, weil er beim Pariser Erzbischof für das nach wie vor als geistiges Zentrum der Jansenisten fungierende Kloster Port Royal einzutreten versucht hatte. Als er 1698 mit einem Abrégé de l'histoire de Port-Royal seine Sympathien auch öffentlich zeigte, ließ ihn Ludwig in Ungnade fallen. Abseits vom Hof verlebte Racine seine letzten Monate in Verbitterung, wenn auch als reicher Mann und als Patriarch im Kreis seiner großen Familie. Er starb am 21. Arpril 1699 in Paris.