Es gibt Phasen, in denen wir auf einmal zusammen kraftvoll sind, sehr, sehr kraftvoll, obwohl wir einzeln total erschöpft sind, und dann die Phasen, in denen wir alle einzeln so vor Kraft strotzen, daß wir zusammen nur noch eine große Erschöpfung bilden, die nichts mehr kann.
copy & waste ist ein Theaterkollektiv mit Sitz in Berlin. Gegründet 2007 von Jörg Albrecht (Autor) und Steffen Klewar (Regisseur und Schauspieler), entwerfen copy & waste seitdem intermediale Theaterabende und Performances, in denen es um die Veränderung der Städte im 21. Jahrhundert geht, um die immer diffusere Grenze zwischen Fact und Fiction. Das Team besteht in wechselnden Konstellationen aus Schauspielern, Videokünstlern, Musikern/Sounddesignern, Bühnenbildnern, Dramaturgen und Arbeitern anderer Disziplinen. 2018 wurde copy & waste mit dem Gerorge Tabori Preis ausgezeichnet.
Das aktuelle copy & waste Line-up besteht aus: Silke Bauer, Roman Hagenbrock, Steffen Klewar, Kriton Klingler-Ioannides, Laura Landergott.
Die Praxis, mit performativen Mitteln urbane Machtstrukturen zu untersuchen, hat zu verschiedenen Arbeitsweisen und ästhetischen Formaten geführt.
Einerseits inszenieren copy & waste immer wieder in der Black Box, versuchen, die Regeln städtischen Zusammenlebens in dieser konzentrierten Form ins Theater zurückzuholen; so entstanden nach der ersten gemeinsamen Arbeit 2007 Wir Kinder vom Hauptbahnhof (Lehrter Bahnhof) (100°-Festival, Maxim Gorki Theater Berlin, Schauspiel Frankfurt) etwa Berlin Ernstreuterplatz (2009, Maxim Gorki Theater Berlin, uniT Graz), Orlac Hand Out (2010, uniT Graz, Ringlokschuppen Ruhr), Die blauen Augen von Terence Hill (2011, Hebbel am Ufer, Steirischer Herbst, Theaterhaus Jena) oder Einsatz hinter der V.ierten Wand (Ringlokschuppen Ruhr 2013). 2013 hatte außerdem mit Barbarellapark ein Musical über Mobilität in neoliberalen Zeiten Premiere (Ringlokschuppen Ruhr, Theater Oberhausen).
In anderen Arbeiten geht die Gruppe in bereits genutzte Räume und erprobt dort die Konfrontation von Künstlichkeit und Realität. 2008 erarbeiteten copy & waste Gropiopolis über den Bau der Gropiusstadt für X Wohnungen Neukölln am HAU, 2009 im WestGermany in Kreuzberg Die Versteigerung von No. 36 über Wohnpraxis in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, und 2010 entstand WASTELER 1 & 2 für ein Plattenbau-Projekt in der Peter-Behrens-Halle Berlin und für das Festival Chemnitz – schönste Blume des Ostens! am Theater Chemnitz. Beim Festival Männer in Garagen der Sophiensäle Berlin (2014) warben copy & waste in Rocky Cabinet die Zuschauer als Mitglieder für ihren fiktiven Boxclub an. Für Knick-Knack To The Future | Ruckzuck in die Zukunft bauten copy & waste einen Concept Store, in dem sie Back To The Future-Produkte und teuren Kaffee verkauften und abends Zeitreisemeditationen anboten.
Seit 2012 entstanden außerdem Arbeiten, die versuchen, das Medium Hörspiel im theatralen und städtischen Raum neu zu denken: So produzierte die Gruppe im Rahmen des Dortmunder Theaterfestivals FAVORITEN 2012 die ortsspezifische Performance Cheap Throat über pornographisches Stadtmarketing. 2013 folgte Enid Blytons Geheimnis um den unsichtbaren Reichtum einer Gesellschaft, die nur sich will, eine Audio-Video-Installation mit Schauspieler und Hund. Und Ende 2014 zeigen copy & waste in Zusammenarbeit mit dem English Theatre Berlin | International Center for Performing Arts und dem NOrth Europe/WestGermany den performativen Audiowalk Nasty Peace am Kottbusser Tor in Kreuzberg, in dem es um Rendite durch Miete und Privatisierung von Wohnungsbau seit 1989 geht.
Neben den perfomativen Arbeiten drehten copy & waste die Websoap Andy Girls (2009) und den verspäteten Film zur Serie (ANDY GIRLS – Alles, was wir über Theater wissen, lernten wir vom Porno, 2013 im Rahmen der ThAEtermaschine von Interrobang an den Sophiensälen).
Von 2012 bis 2014 unternahmen copy & waste zusammen mit dem Ringlokschuppen Ruhr einen Modellversuch für ortsspezifisches Theater in einer sich auflösenden Region (im Rahmen des „Doppelpass“-Programms der KSB), in dessen Rahmen vier Produktionen Premiere hatten. Als Abschluß entstand 54. Stadt, ein Projekt von Ringlokschuppen Ruhr, Theater Oberhausen und Urbane Künste Ruhr, eine Theatertour, an der die Gruppen kainkollektiv, Invisible Playground, LIGNA und copy & waste beteiligt waren; neben der Produktion Anarchie in Ruhrstadt waren copy & waste für die Gesamtdramaturgie verantwortlich.
In den Jahren 2014-16 werden copy & waste im Rahmen der Konzeptionsförderung vom Fonds Darstellende Künste gefördert, 2015/16 außerdem durch die Basisförderung des Berliner Senats. In diesem Zeitraum entstehen drei Produktionen über die Abschaffung des öffentlichen Raums (PUBLIC SHOWDOWN).
Nach Nasty Peace hatte der zweite Teil der Trilogie im August 2015 Premiere: Knick-Knack To The Future | Ruckzuck in die Zukunft. Für dieses Projekt bauten copy & waste einen eigenen Concept Store, in dem sie Cupcakes, Cappuccino und Zeitreisen verkauften; letztere fanden in Form einer meditativen Performance statt, in der es um verschiedene Formen von Gentrifizierung weltweit ging. Filialen des Concept Stores entstanden in Berlin-Kreuzberg (zusammen mit dem English Theatre Berlin | IPAC), Mülheim/Ruhr (Koproduktion mit dem Ringlokschuppen Ruhr) und Graz (im Rahmen des steirischen herbst 2015 und in Kooperation mit uniT).
2016: Mit Who ya gonna call? Schlossbusters! eröffneten copy & waste im Frühjahr einen Vergnügungspark zum Berliner Stadtschloss starten (Koproduktion mit dem Ballhaus Ost). Und im Rahmen des Festivals FAVORITEN 2016 wird eine Arbeit im öffentlichen Raum Dortmunds entstehen: Fassbinder Fight Club.
Im Rahmen des Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes widmen sich das Schauspiel Leipzig und das copy & waste über zwei Spielzeiten thematisch der „Boomtown“. Das Projekt widmet sich also dem Self- und Fremd-Branding Leipzigs, beschäftigt sich mit den Inszenierungsstrategien einzelner Protagonist/innen, Gruppen oder Stadtteile, die gemeinsam „Hypezig“ kreieren. Dafür erschließen das Schauspiel Leipzig und copy & waste 2017/2018 neue Orte in der Stadt.
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