Der leere Raum ist schon ein Klassiker. Peter Brook, der mit seiner Art der Inszenierung neue Maßstäbe setzte: Klassiker auf ganz neue leichte Weise inszenierte und den Zuschauern einen intensiven Zugang zu dem Bühnengeschehen ermöglichte, hielt in den sechziger Jahren Vorlesungen über das Theater an verschiedenen Universitäten in England. 1968 erschienen diese gesammelten Kommentare zum Gegenwartstheater in Buchform. Brook unterteilt darin das Theater in vier Kategorien: Das konventionelle Theater nennt er tödlich, bezeichnet das an Ritualen festhaltende Theater als das heilige, das leicht verständliche, volksnahe Theater als derbes und das von ihm vertretene als unmittelbares Theater. Erscheint diese Einteilung auf den ersten Blick noch zu abstrakt, erkennt man jedoch bei näherem Betrachten, wie einleuchtend und der Realität entsprechend Brook das Theater sieht. Tödlich ist eben das, was den Zuschauer langweilt, ihn vom Theater fernhält, weil Klassikern immer der Ruf von Langeweile anhaftet. Ideale, die einst hochgehalten wurden, sind entwertet, die Unterhaltung bleibt auf der Strecke. Doch nichts anderes als Unterhaltung sucht der Theaterbesucher. Das Theater ist so unberechenbar wie seine Zuschauer und so bekommt auch jeder Zuschauer das, was er verdient. Der unmittelbare Zugang zum Theater, den Brook vertrat, läßt eine kreative Situation entstehen, die Zuschauer und Schauspieler miteinander teilen. Theater, das dynamisch ist, sich weiterentwickelt, mit den Akteuren und dem Publikum wächst, entsteht mit jeder Aufführung aufs Neue. Brooks Gedanken und Visionen sind einleuchtend. Er hat das Theater in Westeuropa wie kaum ein anderer beeinflußt. Wer sich ernsthaft für Theater interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Es ist ein provozierendes, gleichzeitig aber auch unterhaltsames Stück Theaterliteratur, dem sich niemand entziehen kann. (Annett Oertel) /cp
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