Der Schriftsteller und Regisseur B.K. Tragelehn schreibt in den frühen 60ern „Die Aufgabe“. Es ist sein einziges Drama und hat zu diesem Zeitpunkt noch keinen Titel. Tragelehn, der von 1955 bis 1958 an der Akademie der Künste Berlin (Ost) Meisterschüler von Bertolt Brecht und Erich Engel war, wird nach der Uraufführung von Heiner Müllers „Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande“ aus der SED ausgeschlossen. Während dieser Wirren gerät Tragelehns Theaterstück in Vergessenheit. Nach dreißig Jahren wird das Stück erstmals unter dem Titel „Aus einem aufgegebenen Werk“ in der Zeitschrift ndl publiziert.
Das Stück schafft einen Einblick in die Problematik der Planwirtschaft des Sozialismus. Im Zentrum steht der Bauleiter Bark, der sich gegen Opportunismus zur Wehr setzt und versucht den Sozialismus „zum Siegen zu verhelfen“. Von den Vorgesetzten in einen unlösbaren Konflikt gedrängt, entscheidet er sich für ein Himmelfahrtskommando.
Diese Uraufführung verknüpft der Regisseur Benjamin Zock mit Georg Büchners „Leonce und Lena“. Büchners beißende politische Satire kritisiert die Kleinstaaterei, die Polizeistaatlichkeit und Willkür der Fürstentümer und lässt diese in einen Automatismus übergehen. Die zwei Königskinder Leonce und Lena, die aus diesem Blickwinkel des scheiternden Absolutismus ihrer arrangierten Ehe zu entfliehen suchen, verlieben sich letztlich, ihrer Namen unbewusst, ineinander.
Büchner und Tragelehn, zwei Dissidenten ihres staatlichen Systems, treten jetzt gemeinsam auf die Bühne. Ihre Kunst, die beide beinah in den Arrest beförderte, greift Zock im Hinblick auf das Arbeitermotiv auf. Die Hingabe zur Müßigkeit von Leonce und Valerio in einer sinnlosen Kleinstaatlichkeit spannt den Bogen bis in die Tiefen der Deutschen Demokratischen Republik, in der die Arbeit für Bark der treibende Motor der Gesellschaft ist.
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Credits:
Regie: Benjamin Zock
Bühne und Kostüm: Johannes Weilandt
Licht: Cornelius Reitmyr
Maske: Michelle Mosler
Dramaturgie: Klara Taube
Mit: Caroline Cousin, Björn Meisel, Luzie Hohn, Henrike Adam, Iason Stemshorn, Thilo Garus und Melodi Yüce
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