Die Orestie: Klassische griechische Tragödie in der überlieferten Fassung des Aischylos, bearbeitet von Peter Stein. (Teil 1) Der Vater Agamemnon opfert seine Tochter Iphigenie. Die Mutter Klytaimnestra tötet deshalb ihren Mann Agamemnon und dessen Geliebte Kassandra. Der Sohn Orestes tötet daraufhin seine Mutter Klytaimnestra und deren Geliebten Aigisthos. Orestes - und das ist neu - wird dafür nicht mit dem Tod bestraft und der Fluch der Familie wird durchbrochen. Mit den Erynnien, welche Orest verfolgen, wird (beginnend mit der Fassng von Euripides) erstmals das Gewissen im Theater thematisiert. Diese berühmte Inszenierung von Peter Stein (Gesamtlaufzeit 325 min.) orientiert sich formal am Ablauf des antiken griechischen Theaters, welches sich sich in einer Vorstellung nahezu über einen gesamten Tag erstreckte und stellt konsequent den Chor in den Mittelpunkt.
Teil eins: Agamemnon.
Die Tragödie schildert die Ermordung von Agamemnon, König von Argos, durch seine Frau Klytaimnestra und ihren Geliebten Aigisthos.
Am Anfang steht ein Nachtwächter auf dem Dach des Königspalastes der Atriden und berichtet, wie er seit Jahren hier wacht, dazu abkommandiert von einer "Frau mit männlicher Entschlusskraft". Er bejammert die Lage des Hauses - Klytaimnestra hat ihren Liebhaber Aigisthos, einen Vetter Agamemnons, an der Herrschaft beteiligt -, verspricht aber, still zu bleiben.
Klytaimnestra tritt auf. Sie erwartet die Rückkehr Agamemnons aus dem Krieg um Troja. Anhand der Leuchtfeuer auf den Bergen weiß sie, dass Troja gefallen ist. Klytaimnestra hasst ihren Ehemann, da er ihre Tochter Iphigenie opferte. Sie glaubt, im Recht zu sein und im Einvernehmen mit den Göttern zu handeln.
Als Agamemnon in seinem Triumphwagen zurückkehrt, hat er die Seherin Kassandra als Sklavin und Konkubine an Bord, was Klytaimnestra noch mehr erzürnt. Klytaimnestra versucht, Agamemnon zu überreden, auf einem purpurroten Teppich das Haus zu betreten. Das Problem ist, dass Agamemnon sich damit der Hybris schuldig machen würde, wogegen er sich wehrt. Dieser Agon zwischen Klytaimnestra und Agamemnon ist ein zentraler Teil des Stücks. Schließlich aus Gründen, die in der Forschung noch immer diskutiert werden, überzeugt Klytaimnestra Agamemnon, mit in den Oikos zu kommen, wo sie ihn im Bad durch drei Schläge mit einer Labrys (griech.= Doppelaxt) tötet. Agamemnon wird hier auf beinahe die gleiche Art und Weise wie ein Tier ermordet, welches für ein Opfer mit drei Schlägen getötet wird, wobei der letzte Schlag von einem Gebet zu einem Gott begleitet wird.
Kassandra bespricht mit dem Chor, ob sie den Palast betreten soll oder nicht, da sie weiß, dass dann auch sie ermordet wird. Kassandra ist die Tochter des trojanischen Königs Priamos und der Hekabe. Apollon hat ihr die Weissagekunst zusammen mit dem Fluch gegeben, dass keiner, der ihre Prophezeiungen hört, ihr glaubte. In ihrer Rede evoziert Kassandra viele grausame Bilder der Geschichte des Hauses des Atreus und beschließt schließlich, das Haus zu betreten, wissend, dass sie ihrem Schicksal nicht entfliehen kann. Der Chor, in dieser Tragödie eine Gruppe alter Männer von Argos, hört die Todesschreie von Agamemnon und debattiert sehr aufgeregt über die weitere Vorgehensweise. Dann zeigt Klytaimnestra auf einem Podest die grauenhaft anzusehenden toten Körper von Agamemnon und Kassandra und versucht, ihre Motive zu erklären.
Später tritt Aigisthos auf und liefert eine arrogante Rede an den Chor, was fast zu einer Schlägerei zwischen dem Chor einerseits und Aigisthos und seinen Handlangern andererseits führt. Klytaimnestra beendet den Streit und sagt, dass bereits genug Blut geflossen sei.
Das Spiel schließt mit dem Chor, der die Thronräuber an Orest, den Sohn Agamemnons, erinnert, der sicher zurückkommen wird, um Rache zu üben. (Quelle: Wikipedia)
Inszenierung Peter Stein (1983), Darsteller: Edith Clever, Roland Schäfer, Gunter Berger, Jutta Lampe, Peter Fitz, Tina Engel, Udo Samel, Ernst Stötzner, Elke Petri, Peter SImonischek, Gerd Wameling u.a.