Romeo und Julia - Theaterfilm Die Geschichte von Romeo und Julia ist so bekannt, dass man sie zu kennen glaubt. Romeo Montague und Julia Capulet sind in leidenschaftlicher Liebe füreinander entbrannt. Unglücklicherweise sind ihre Familien jedoch seit jeher miteinander verfeindet ... Indem David Bobée und François Goetghebeur den Stoff nun ins Heute holen, machen sie die Zeitlosigkeit des Shakespeare'schen Textes auf frappierende Weise deutlich. Sie zeigen, dass Themen wie traditionelle Zwangsheirat oder blutige Bandenkriege in unserer Gesellschaft noch immer aktuell sind - und werfen auch die Frage danach auf, was es heute bedeutet, die Familienehre zu verteidigen oder um Land und Territorium zu kämpfen. Die "Romeo und Julia"-Verfilmung von David Bobée und François Goetghebeur ist ein ungewöhnliches Experiment. Als Schauplatz des Theaterfilms dienen die Ocker-Steinbrüche und Stollen der südfranzösischen Region Luberon. In dieser zauberhaften, fast irreal wirkenden Gegend, mit ihren kupferschimmernden Farben und dem Grillenzirpen des Südens, spielt sich die Geschichte ab: Die Offenheit des bespielten Raumes verkörpert jene von Shakespeare beschriebene rechtsfreie Situation, in der sich die Protagonisten des Stückes befinden. In ihr ist die Bewahrung der Familienehre wichtiger, als das Leben des Einzelnen. Das Licht - das zwischen künstlicher Theater-Beleuchtung und natürlichem Abendlicht changiert - leitet atmosphärische Wechsel ein und geleitet den Zuschauer über verschiedene Stimmungen von einer Welt in die andere - was anfangs noch wie eine realistische Szenerie wirkt, führt zu einer zunehmenden ästhetischen Formalisierung und damit auch zu einer Eskalation der Gewalt. Hip-Hop-Szenen wechseln mit Spiel- und Gesangseinlagen sowie atemberaubenden Action- und Zirkusnummern ab, die von der Kameraführung mit großer Suggestivkraft umgesetzt sind. Klassisch geschnittene Filmszenen mit Nahaufnahmen und Zeitlupen wechseln sich mit szenischen Theaterdialogen ab. Rhythmus, Montage, Musik, Licht und Farbe ergeben eine einzigartige, geradezu magische Verschränkung der beiden Genres Theater und Film. Auf dem Bildschirm neu erfundene Bühnenklassiker: Mit Valérie Donzellis "Das Spiel von Liebe und Zufall" präsentierte ARTE am 19. Juni den Start einer Kollektion von acht Filmen, die allesamt aus dem Fundus des Theaterrepertoires schöpfen, und bis 7. August ausgestrahlt werden. Außerdem zu sehen sind die Theaterfilme "Das System Ponzi" nach einem Text von David Lescot unter der Regie von Dante Desarthe; Yves Angelos "Blumen für Algernon" nach dem Theaterstück von Gérald Sibleyras, basierend auf dem Roman von Daniel Keyes; "Der Wald", nach dem Stück von Alexander Ostrowski unter der Regie von Arnaud Desplechin und "Gekaufte Freunde" nach der Originalvorlage von Gabor Rassov, verfilmt von Gaëtan Bevernaege. Theateradaptionen im engeren Sinne sind "Der Vater" nach Florian Zeller, inszeniert von Christophe Charbier, sowie das experimentelle Theaterprojekt "Romeo und Julia" von David Bobée und François Goetghebeur. "Schiffbruch mit verrückter Hoffnung", eine Produktion des berühmten Théâtre du Soleil unter der Regie von Ariane Mnouchkine, bildet den Abschluss des Schwerpunkts. In den Filmen "Das Spiel von Liebe und Zufall", "Das System Ponzi", "Blumen für Algernon", "Der Wald" und "Gekaufte Freunde" erschaffen dieselben Schauspieler, die die Dramen schon im Theater, etwa der Comédie Française, verkörperten, ihre Figuren aufs Neue in der filmischen Realität der Fernsehfiktion. Aufbauend auf der bereits erprobten Inszenierungserfahrung, gestalten bemerkenswerte Regisseure ihre eigene Vision der Stücke, mit cineastischem Blick und in natürlichen Dekors. Romeo: Arnaud Chéron - Deutsche Synchronisation: Nico Mamone Julia: Sarah Llorca - Deutsche Synchronisation: Julia Kaufmann Capulet: Jean Boissery Montague: Serge Gaborieau - Deutsche Synchronisation: Tobias Lelle Pater Lorenzo: Alain d'Haeyer - Deutsche Synchronisation: Frank Röth Die Amme: Véronique Stas - Deutsche Synchronisation: Sabine Arnhold Graf Paris: Radouan Leflahi - Deutsche Synchronisation: Dirk Stollberg Gräfin Capulet: Hala Omran - Deutsche Synchronisation: Susanne von Medvey Tybalt: Pierre Cartonnet - Deutsche Synchronisation: Leonhard Mahlich Benvolio: Marc Agbedjidji - Deutsche Synchronisation: Tim Knauer Gregorio: Edward Aleman - Deutsche Synchronisation: Dirk Petride Samson: Wilmer Marquez Prinz: Thierry Mettetal - Deutsche Synchronisation: Rainer Doring Produzent: Marie-Pierre Bousquet Greg Germain Ton: Olivier Le Vacon Regie: François Goetghebeur David Bobée Kamera: Benjamin Louet Mischtonmeister: Uwe Kemler Dialogbuch und Regie: Heike Kospach Deutsche Bearbeitung: Berliner Synchron Wenzel Lüdecke Redaktion: Olaf Rosenberg Quelle: URL: http://programm.ard.de/TV/arte/romeo-und-julia/eid_2872412451294339 [eingesehen am 10. Oktober 2017]
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