"Gotscheff verband Abstraktion mit Anschaulichkeit - ein Paradox. Ein gutes Beispiel ist seine Inszenierung von Strindbergs "Fräulein Julie" 1991 in Köln - sie wurde zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen.
Das Bühnenbild war stark reduziert, eine große Schräge aus Holz, die anstieg oder abfiel, je nachdem, aus welcher Perspektive man die bedeutungsvolle Schräge betrachtete. Fräulein Julie reizte der Abstieg, die Neigung zum Diener, zu Jean. Jean hingegen interessierte der Aufstieg, das Emporkommen.
Gotscheff setzte stark auf die Schauspieler und ließ ihnen viel Raum - es ging weniger um psychologische Einfühlung, mehr um Expressivität. Oft arbeitete er mit Almut Zilcher, seiner Frau, die auch in Köln Fräulein Julie spielte. Sie porträtierte eine junge Aristokratin, die mit dem Standesunterschied spielen wollte und nicht ahnte, wie bedeutsam er werden und sein konnte."
Besetzung:
Almut Zilcher: Fräulein Julie
Bernd Grawert: Jean (Diener)
Claudia Burckhardt: Kristin (Köchin)
Bühne: Jens Kilian
Kostüme: Jens Kilian
Licht: Frank Sobotta
Dramaturgie: Ulrich Fischer
[jup/msb] https://www.berlinerfestspiele.de/de/chronicle/archiv/production/fraeulein-julie-1992 [01.04.2020]