Auf dem Höhepunkt der ersten Weltwirtschaftskrise 1932 traf Ödön von Horváth einen Freund, der als Gerichtsberichterstatter arbeitete. Er erzählte Horváth von dem authentischen Fall einer mittellosen Korsettvertreterin, die wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden war und fragte Horvath, warum sich Dramatiker immer nur für Kapitalverbrechen interessierten, aber kaum jemals für die kleinen Vergehen. Horvath schrieb daraufhin „Glaube Liebe Hoffnung“.
Heute, fast 80 Jahre später wirft die globale Wirtschaftskrise erneut die Frage nach dem »gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft« auf. Die mittellose Korsettvertreterin von damals bangt heute um ihre schlecht bezahlte Stelle, wo ihr fehlende 1,20 Euro in der Supermarktkasse zum Verhängnis werden. Später sitzt sie im Vorzimmer einer Arbeitsagentur und wartet ängstlich auf ihre Hartz IV Bezüge. Die Ohnmacht der Angst um das kleine Auskommen ist damals wie heute dasselbe. Dieses Vorzimmer der Arbeitsagentur ist der Ausgangspunkt des Abends. Aus Angst wird Sprache, Wut, Revolte, Scheitern, Hoffnung. Aus Angst wird Lust und Kreativität und neuer Glaube. Aus Angst wird Güte, Demut und Liebe. Weil es keinen anderen Weg gibt. Aus Angst wird Glaube Liebe Hoffnung.
(Quelle: http://www.berlin.de/ba-pankow/kunstundkultur/theater/archiv/glaube-liebe-hoffnung.html)
egd
Sabine Gehre, Claudia Wiedemer, Patrick Khatami, Jan Uplegger