INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-TV-5472

Njuchin

Autorenschaft
Beschreibung

Ein Abend nach Texten von Tschechow („Vom Schaden des Tabaks“) und Bukowski. Der tragische Held hinter der Fassade des jämmerlichen, erbärmlichen Verlierers, der sein Scheitern abwechselnd dem Schicksal oder seiner gängelnden Frau zuschiebt und hinter der alternativen Fassade des Helden vom Typ Bukowskis, einen Weg aufreißt zu einer wirklichen Veränderung.

Mit NJUCHIN unternimmt das ORPHTHEATER den Versuch, Beziehungen herzustellen: zwischen Tschechow und Bukowski, Njuchin und dem Schauspieler, dem Publikum und der theatralischen Umsetzung des Stückes. Tschechows und auch Bukowskis Figuren befinden sich in einem zwanghaften Kreislauf. Das Leben ein Fehlschlag, aber das unbedingte Überleben als Alternative. Für uns ist und bleibt NJUCHIN ein Experiment, nicht nur in seiner provokativen Darstellungsform. Die Grundidee, dieses Stück (Performance?) an jedem Ort, in jedem Raum erleb- und aufführbar zu machen, ist eine ENTSCHEIDENDE. Die Aufführung ist immer auch ein Befragen der eigenen künstlerischen Möglichkeiten in der Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Raum und den Zuschauern. Der Satz Bukowskis „… Es ist nur so, daß mir manchmal Erkenntnisse kommen, die ich erstmal sortieren muß…“ ist Triebkraft und Reibung des Abends: für das Ensemble, für den Schauspieler und für den Zuschauer. Pressestimmen: Tschechow? Bukowski? Schmieder! - Anatomisches Theater. Die schauspielerische Arbeit von Uwe Schmieder in dem Stück hat eine solche sporadische Welle der Begeisterung ausgelöst, daß wir es für wichtig halten, durch diese Welle hindurchzusehen, um herauszubekommen, was da war. Der Schauspieler begann die Inszenierung lange bevor die Zuschauer ihre Plätze eingenommen hatten. Er spazierte lange auf den Treppen des „Zwillingstheaters“, betrachtete die Zuschauer und redete mit sich selbst. Er spielte bereits, obwohl wir das noch nicht bemerkten, daß er schon spielte. Aber danach waren wir erschlagen von der Welle der Expression, der Power, der Plastik, der Bewegung, seiner Stimme, die auf unsere Gefühlswelt einstürzte. Viele haben es nicht überstanden. Die, die es überstanden haben, z.B. der Pädagoge des Regieinstitutes GITIS, M. N. Tschumatschenko, äußerten sich so, daß die Professionalität des Schauspielers alle Fragen an die Regie auflöste. Und man kann der Aussage nur zustimmen, daß diese Arbeit als Lehrstück für Beherrschung des Schauspielers der Stanislawskischule vor Studenten gezeigt werden muß. Dieses Stück ist ein wirkliches Experiment, und wie jedes Experiment hat es seine Zuschauer, den elitären Betrachter, der interessiert ist an den neuesten, letzten „Kunststücken“ der Welttheaterküche. Und der Schauspieler war wirklich hervorragend. (Michael Boguslawski, Festivalzeitung „Festair“, Tscheljabinsk, 17. 05. 1995.)


Was entstand, ist lebendig, aufregend, mitunter verstörend. Wenn Schmieder den Text „vergißt“, sich in der Auseinandersetzung mit dem Gerümpel verliert, wegtaucht in die Abgründe eines gequälten, sich selbst nicht mehr verständlichen Menschen, dann ist Tschechows Monolog nur noch Vorwand für das Spiel an sich, für Klagen und Stöhnen und Leiden, für akrobatische Kunststücke mit einem jeder Poesie hohnsprechenden, gigantisch häßlichen Material, für die mitleidlose Offenbarung des Menschen am Grund einer unauflösbaren Wirrnis. Schmieder versucht in Form, in Ordnung zu bringen, was sich jeder Klarheit entzieht. (Christoph Funke; Der Tagesspiegel, 18. 6. 1995) 

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Regie
Gruppe / Compagnie / Ensemble
Darsteller
Standorte
MCB
Aufnahmedatum
Montag, 20. Juli 1992
Orte
Stadt
Berlin
Land
Deutschland
Länge
62 min