Was hat mein Leben mit dem jungen Chinesen, der mir die Thai-Suppe serviert, zu tun? Hängen unsere Schicksale zusammen und wenn ja, dann wie? Wie zum Beispiel würden Sie sich verhalten, wenn Sie einen schwer kariösen Zahn eines Menschen in ihrer Suppe fänden?
Ein Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurant mit dem Namen "Der goldene Drache", irgendwo in Europa. Fünf Asiaten arbeiten in der engen Küche, einer von ihnen ist ein junger Chinese, gepeinigt von Zahnschmerzen. Eine Aufenthaltsgenehmigung hat er nicht. Auf dem Balkon über dem Restaurant steht ein alter Mann mit einem großen Wunsch, den ihm niemand erfüllen kann, auch seine Enkelin nicht. In der Nähe tut eine Grille alles für eine Ameise, um nicht zu verhungern oder zu erfrieren, obwohl der Winter längst vorbei ist. Dem jungen Liebespaar in der Dachwohnung des Hauses passiert etwas, das auf keinen Fall passieren sollte. Eine Etage tiefer verlässt eine Frau, die ihren Mann nie verlassen wollte, ihren Mann. Der benachbarte Lebensmittelhändler entdeckt ein ungeahnt lukratives Nebengeschäft. Eine Stewardess stößt in ihrer Thai-Suppe auf etwas, was da nicht hinein gehört, und der Junge aus China findet auf einem anderen Weg in seine Heimat zurück, als er sich gewünscht hat.
Roland Schimmelpfennig, der zurzeit meistgespielte Gegenwartsdramatiker Deutschlands, dessen Stücke in über 40 Ländern aufgeführt werden, war zuletzt am Schauspielhaus Zürich und am Deutschen Theater Berlin als Regisseur tätig. In seinen Dramen blitzt Phantastisches, Grauenhaftes und Weltbewegendes mitten im Alltäglichen auf. Roland Schimmelpfennig formuliert nicht aus, er lässt seinen Figuren und Geschichten ihr Geheimnis, er verführt den Zuschauer nicht zur Identifikation, sondern zur Wahrnehmung.
(Quelle: 3sat.de)
Seine filmische Short-Cut-Dramaturgie mit rasenden Szenen- und permanenten Rollenwechseln für fünf Schauspieler, die siebzehn Figuren unterschiedlichen Alters und Geschlechts verkörpern, realisiert Schimmelpfennig mit flirrender Leichtigkeit.
(Der Tagesspiegel)
Alles in allem: ein urkomischer, schauspielerisch perfekter Abend, der aber gar nicht so lustig ist, wie es auf den ersten Blick hin scheint.
(Wiener Zeitung)
Regie: Roland Schimmelpfennig
Bühne und Kostüme: Johannes Schütz
Licht: Felix Dreyer
Dramaturgie: Amely Joana Haag
Fernsehregie: Hannes Rossacher
Redaktion: Bettina Kasten
Aufzeichnung einer Aufführung des Wiener Burgtheaters 2010. (dS)
Philipp Hauß, Barbara Petritsch, Christiane von Poelnitz, Johann Adam Oest, Falk Rockstroh