INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-TV-3638

Faust

Autorenschaft
Beschreibung
Der Faust beschäftigte Klaus Michael Grüber während seines künstlerischen Schaffens immer wieder. 1975 inszenierte er ihn erstmals im Pariser Hôpital Salpêtrière. 1982 hat er ihn anlässlich von Goethes 150. Todestag für die Freie Volksbühne und das ZDF mit Bernhard Minetti in der Rolle des Faust neu geschaffen. Im Laufe seiner Auseinandersetzung mit dem Faust-Stoff näherte sich Klaus Michael Grüber bewusst dem „Endspiel“ von Samuel Beckett an. Der Zuschauer sieht eine düstere, erstarrte Welt voller Einsamkeit, in der die Figuren in ihren abgründigen Träumen verstrickt sind. Grüber hat den ausladenden Stoff auf Faust, Mephisto und Gretchen konzentriert und dabei auf das komödiantische Beiwerk wie Hexenküche, Auerbachs Keller, Walpurgisnacht, auf Geisterchöre, Prolog im Himmel und anderes weitgehend verzichtet. Sogar Frau Marthe Schwerdtlein, die komödiantisch angelegte Prachtrolle der Kupplerin, hat hier keinen Auftritt. Die vorliegende Aufführung wurde zu einer heftig diskutierten, umstrittenen Auseinandersetzung mit dem tradierten Faust-Bild in der Gegenwart. Klaus Michael Grüber wurde damit seinem Namen gerecht, denn er gehörte zu den sogenannten „jungen Wilden“ des deutschsprachigen Regietheaters der 70er und 80er Jahre. Mit Klaus Michael Grüber ist einer der großen Theatermacher des späten 20. Jahrhunderts gestorben. Grübers Inszenierungen wie die der „Bakchen“ von Euripides 1974 an der Schaubühne und vor allem der „Winterreise“ nach Hölderlins „Hyperion“ 1977 im Berliner Olympiastadion prägten eine ganze Theaterepoche. Aufsehen erregte auch seine radikal gekürzte Faust-Inszenierung mit Bernhard Minetti in der Titelrolle an der Freien Volksbühne in Berlin. Zu Goethes 150. Todestag am 22. März 1982 brachte Grüber einen spektakulären und umstrittenen „Faust“ voller Düsternis und Kargheit auf der Bühne. ARTE wiederholt diese Inszenierung als Hommage an den am 22. Juli 2009 im Alter von 67 Jahren in der Bretagne verstorbenen Regisseur. Bei allem Widerspruch war diese Inszenierung 1982 eines der wichtigsten Theaterereignisse des Jahres. Sie wurde zum Berliner Theatertreffen und zur Eröffnung des Festival d’Automne in Paris eingeladen sowie nach Parma.TV-Regie Bernard Sobel. (Quelle: ZDF Theaterkanal)
Regie
Darsteller
Bernhard Minetti, Kurt Hübner, Gerd David, Nina Dittbrenner, Peter Fitz
Standorte
MCB
Aufnahmedatum
Mittwoch, 16. Juni 1982
Orte
Stadt
Berlin
Land
DE
Kamera
Günter Böhm, Jean-Pierre Clert, Michael Donecker, Manuel Stahl, Jürgen Bischof
Länge
142 min