Dieser Film, der mit 14 Laiendarstellern aus verschiedenen Kulturen Moabits realisiert wurde ist eine sehr eigenwillige und sehenswerte Interpretation von Kleists Drama „Penthesilea”.
Penthesilea ist die Königin der Amazonen. Dieses Volk, das aufgrund seiner grausamen Vorgeschichte keine Männer unter sich duldet, erhält sich durch einen ungewöhnlichen Brauch am Leben: Sobald Nachwuchs benötigt wird, überfällt der kriegerische Stamm ein beliebiges Volk und entführt die gefangen genommenen Männer zur Kinderzeugung. Im griechischen Epos des Kriegs von Troja kommt Penthesilea mit ihren Gefährtinnen nach dem Tod Hektors den bedrängten Trojanern zu Hilfe und wird von Achill erschlagen, der sich aber in die Sterbende verliebt. In Kleists Drama ist es umgekehrt. Hier geht es um individuelle Gefühle, die mit der herrschenden gesellschaftlichen Ordnung in Konflikt geraten. Heinrich von Kleists Penthesilea hat aber das Gesetz des eigenen Volkes missachtend ihre eigene Wahl getroffen und sich in Achill verliebt. Diese Liebe, gepaart mit wiederholter Niederlage, führt Penthesilea in die Raserei, so dass sie den Geliebten, als er sich eigentlich stellen möchte, in tierischer Wildheit zerreißt.
Heinrich von Kleists Klassiker wird in “Die Nacht - Penthesilea Moabit” in das leer stehende Freibad in Moabit verlegt. Gespielt wird das Stück von Jugendlichen verschiedenster Nationalitäten, die aus diesem Teil der Stadt stammen. Zwar ist also der Kontext internationalisiert und modernisiert, die Originalsprache aber wird beibehalten. Das Thema, Gewalt zwischen rivalisierenden Banden, ist durch diese Mischung zugleich aktuell und zeitlos. Die Interpretation ist rasant, emotional und spannend. Eine Reise in eine fremde Gefühlswelt, die auch ein Spiegel des Moabiter Alltags ist.
Hicran Kabak, Frank de Wit, Berna Ceyran, Andrea Magogi Förster, Nici Nathan, Constanze Westhoven, Vera Göpfert, Rané Schmidt, Vladislav Schlepakov, Matthias Wackrow, Ahmed Shawabkeh, Markus Klopsch, Jean Loup Fourure, Robert Nikisch