Fernsehregie: Peter Schönhofer - - Auf einer von Franzosen betriebenen Baustelle in Afrika fordert ein Schwarzer, dass man ihm die Leiche seines Bruders herausgibt. Der Ingenieur Cal hat den Mann im Jähzorn erschossen und die Leiche beiseite geschafft. Horn, der Baustellenleiter, will den Schwarzen mit Geld abspeisen. Horns Verlobte Léone, ein französisches naives Mädchen, ist gerade in Afrika angekommen. Der Ingenieur begehrt die Frau. Sie begeistert sich in naiver Romantik für den "Neger" Alboury. Dieser wiederum will von ihr nichts wissen. Bernard-Marie Koltès hat ein klares Kammerspiel geschrieben, eine Vierecksgeschichte irgendwo zwischen Senegal und Nigeria, in der alle Beteiligten wie beiläufig in den Wunden herumbohren, die der Konflikt zwischen der westlichen Welt und Afrika gerissen hat: Ausbeutung, Ignoranz, Herrenmenschendenken und permanentes Nichtverstehen des Anderen, des absolut Fremden. Europa und Afrika, Alboury und Léone, Cal und Horn - alle sprechen sie aneinander vorbei. Jedes Gespräch ein Selbstbetrug, alles Verständigen ein Nicht-Begreifen. Das Afrika von Regisseur Dimiter Gotscheff ist eine Projektionsfläche, es liegt im Niemandsland auf einer bis auf den Dauerregen aus bunten Papierschnipseln leeren Bühne. Das 1983 von Patrice Chéreau uraufgeführte Stück machte seinen französischen Autor über Nacht berühmt. Gotscheff gelingen frappierend aktuelle, witzige Szenen. Die meisten Dialoge sind aufgelöst, aus dem Kammerspiel ist eine fulminante Serie von Monologen geworden, glanzvolle Schauspieler-Nummern, die Bewusstseinszustände karikieren, Chiffren zeitgenössischer Geschwätzigkeit. Das Stück repräsentiert den Blick der Weißen (des Autors Koltès) auf die Schwarzen. Die Inszenierung Gotscheffs versucht, diesen Blick nicht zu wiederholen, sondern ihn zum Thema zu machen.