INTERNATIONALES THEATERINSTITUT / MIME CENTRUM BERLIN

MEDIATHEK

FÜR TANZ

UND THEATER

MCB-TV-2759

Theatr & Co., Von der Leinwand auf die Bühne

Beschreibung

Ab 1925 begann Erwin Piscator mit der bahnbrechenden Erschließung des Mediums Film für das Theater. Heute im Zeitalter des Multimedialen ist der Einsatz von filmischen Mitteln auf der Bühne längst nicht mehr wegzudenken. Was Theatermacher am Film fasziniert? Die Dimension des Realen, die mit dem Film Einzug ins Theater hält. Die heutige Ausgabe von "Theatr & Co" beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Theater und Film und geht der Frage nach, was zeitgenössische Theaterregisseure dazu bewegt, ganze Filme für die Bühne zu adaptieren. "Theatr & Co" zeigt, wie sich drei Künstler an der Neuinterpretation von Filmen versuchen: Zabou Breitman wandelt auf den Spuren des Dokumentarfilmers Raymond Depardon, Jean-Louis Milesi auf jenen von Robert Guédiguian, und Sebastian Baumgarten lässt sich von Lars von Triers und Niels Vorsels Film "Europa" inspirieren. (1): Zabou Breitman - Zabou Breitman kam über den Dokumentarfilm zum Theater. Als sie später im Kino Raymond Depardons Dokumentarfilm "Faits divers" sah, fragte sie sich, wie die Betroffenheit, die sie angesichts dieser Bilder tiefer Ausweglosigkeit verspürt hatte, szenisch umgesetzt werden kann. Im Sommer 1982 hat Raymond Depardon den Alltag der Polizei im 5. Arrondissement in Paris mit der Kamera begleitet: Aggressivität, Schlägereien und Selbstmorde gehören hier zur Tagesordnung. (2): Jean-Louis Milesis - Jean-Louis Milesis Theaterstück "A la vie, à  la mort", das in einer Inszenierung von Pierre-Loup Rajot zu sehen war, entstand nach dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1995. Jean-Louis Milesis hatte bereits gemeinsam mit dem Filmemacher Robert Guédiguian das Drehbuch für "A la vie, à  la mort" geschrieben. Vor der Szenerie des Arbeiterviertels L'Estaque in Marseille begegnen sich eine Reihe marginaler Existenzen: Saisonarbeiter, ein pensionierter Auftragsmörder, eine - ebenfalls kurz vor der Pensionierung stehende - Striptease-Tänzerin, Möchtegern-Gangsterbosse, betrogene Ehemänner, verlassene Frauen. Alle kommen sie in die Kneipe "Perroquet bleu", um über Gott und die Welt zu reden, nur nicht über die Zukunft. Und auch das Aufbegehren ist kein Thema mehr. Obwohl sie allen Grund hätten, unglücklich zu sein, wirkt das Ganze wie eine Hommage an den Süden Frankreichs, ans Plaudern und Gestikulieren sowie an die bittere Hoffnungslosigkeit, die die einfachen Menschen hier mit erhobenem Kopf und manchmal sogar mit ein wenig Humor tragen. (3): Sebastian Baumgarten - In dem Film "Europa" von Lars von Trier und Niels Vorsel wird ein junger Amerikaner von heute per Hypnose mitten in das in Schutt und Asche liegende Deutschland des Jahres 1945 versetzt. Er wird von einer reichen Industriellenfamilie aufgenommen, deren Eisenbahnunternehmen an den Deportationen beteiligt war. Diese Geschichte erzählt der Ostdeutsche Sebastian Baumgarten für das Theater - auf realistische und fantastische Weise. Er zeigt den Schrecken nicht, sondern deutet ihn nur an; auch die Verbrechen prangert er nicht an, er arbeitet vielmehr mit Gewissensnöten, Versprechern, Vagem. Alles ereignet sich so, als wären die Liebe, die Sprache, ja die Erinnerung an sich, vergiftet. Als müssten die Söhne auf ewig die Schuld der Väter tragen, dazu verurteilt, die Vergangenheit wieder und wieder zu durchleben.

Regie
Gruppe / Compagnie / Ensemble
Standorte
MCB HZT
Aufnahmedatum
Sonntag, 31. Dezember 2006
Land
FR
Länge
53 min