Der Bühnenstar Karl-Joseph soll einen prominenten Gen-Forscher spielen, der plötzlich des Wissenschaftsbetruges verdächtigt wird, der junge Nachwuchsschauspieler Maximilian Steinberg einen heruntergekommenen Journalisten, der den Forscher erpressen will. Edna Gruber, die nur noch gelegentlich als Schauspielerin aktiv ist, soll die Tochter des Forschers mimen, die den Schreiberling einst sehr verletzte. Wahrscheinlich handelt es sich um ein Melodram mit zeitkritischem Touch. Es wird nicht deutlich, weil die Probe schon im Anfangsdialog scheitert. Denn Karl-Joseph und Max geraten aneinander. Karl-Joseph stellt den selbstbewussten Alt-Könner aus. Für mangelnde Professionalität bringt er keine Geduld auf, stattdessen fällt er unbarmherzig über den Anfänger her. Max bekleidet die Rolle dessen, der sich vor dem Gegenüber, seinem Schauspieleridol, nicht wirklich bewähren will. Vielmehr zieht er sich schnell in die Selbstüberhöhung des narzisstisch Verletzten zurück. Gerade in den Höhepunkten des Gefechts lenkt Strauß den Blick mit seiner überwältigenden Sprachkunst auf den Kontrast zwischen dem kraftvollen Sichselbst-in-Szene-Setzen seiner Bühnenfiguren einerseits, ihrer Gewöhnlichkeit, manchmal Marottenhaftigkeit andererseits. Dieser Kontrast wirkt sehr komisch. Nachdem das Spiel am Theater, die Probe, vorerst gescheitert ist, erfährt Max Varianten des allgemeinen gesellschaftlichen Rollen-Spielens: Von einer Werbefläche herab spricht ihn der Kopf des Modells an. Die Fläche öffnet sich; man sieht das menschenverachtende Treiben in einem Atelier für Pornoaufnahmen. In einer Bar verkennt eine attraktive Blondine die Bitte um Telefongroschen als ungeschickte Anmache. Mit dem Besitzer einer vom großen Jahrmarktsrummel übrig gebliebenen Bude streitet sich Max, wem von ihnen der Ehrentitel des Einsamsten von allen gebührt. Strauß spielt virtuos mit Sein und Schein, er zeigt die Theatermittel auch in unserem Alltag in den Phrasen und in den ausgehöhlten Formen der Kommunikation. Für seine Hauptfigur - den Starschauspieler Karl-Joseph - hat er Texte aus den Lebenserinnerungen von Will Quadflieg benutzt. Dass nun Quadflieg selbst in dieser Hamburger Inszenierung sein eigenes ironisches Konterfei spielt, macht den Rang dieser Aufführung auch als Theaterdokument aus.