POKER IM OSTEN -' EINE BESCHWÖRUNG DER MONSTER UND HELDEN DES ALLTAGS.
„In einer düsteren Novembernacht war es soweit: Vor meinen Augen lag das Ergebnis all meiner Müh und Plage ...in dem schwachen, gelblichen Mondlichte, welches durch die Fensterläden in die Kammer quoll, stand jenes erbärmliche Monstrum vor mir ' der fürchterliche Popanz, welchen ich erschuf ...“
Mary Shelleys „Frankenstein“ ist ein Leitfossil der Ära des Films und ein philologischer Evergreen. Seit anderthalb Jahrhunderten ist Frankenstein eine fündige Goldgrube der Unterhaltungsindustrie, ein Mythos der Moderne. Hier verbinden sich Vision und nüchtern kalkuliertes Entsetzen. Man findet in ihm die Angstträume der Kindheit, ein mythisches Weltbild und den dosierten Schauer aus der Welt der Erwachsenen. „Frankenstein“ - das ist Prometheus, und das Monster ist der Golem. Der elektrische Funke als Bindeglied zwischen Physik und Metaphysik. Im Mittelpunkt des Interesses steht die Utopie, das Erschaffen einer perfekten Idee, eines perfekten Menschen, eines perfekten Staates und die Zerstörung dieser Illusion durch die Realität. Biologisch gesehen ist das Monster zusammengestückelt aus Leichenteilen und Resten von Tierkadavern - ein vollwertiges Geschöpf, ebenso wie nach dem zweiten Weltkrieg die DDR auch das Flickwerk einer Utopie gewesen ist.
„Frankenstein“ ist ein Modellfall für die Zeugung künstlichen Lebens. Das erschaffene Monster ist nicht nur biologisch ein Geschöpf aus der Retorte, sondern auch sozial. Es ist eine Tabula rasa, in die die Gesellschaft das Zeugnis ihrer eigenen Verderbtheit einprägt.
Irm Hermann, Hermann Beyer, Peter Fitz, Rebecca Meining, Konrad Neugebauer und dem Hund Cherie.