Dostojewskis desillusionierten Blick auf die vorsozialistische Gesellschaft - er fasste die Romanthemen Sinnsuche angesichts religiöser Entkernung und Instrumentalisierung von Gewalt am Beispiel politisch motivierten Mordens im Roman zusammen - unterfüttert Castorf mit seinem Wissen um die Utopieverluste am Ende des 20. Jahrhunderts. Ein ungewöhnlicher Film ist entstanden, der in keines der existierenden Genres passt. Irgendwo zwischen Soap-Opera, Hochglanz-Trash und einem Film aus der dänischen Dogma-95-Schule findet Castorf zu einer aufregenden Filmsprache. Und er profitiert von seinem kinoerfahrenen, spielsüchtigen Ensemble, das den Film bei all seiner ästhetischen Brüchigkeit zu einem hochartifiziellen Fest der Schauspielkunst macht. Kathrin Angerer erhielt im Rahmen des Theatertreffens Berlin den „Alfred-Kerr-Darstellerpreis“ für ihre Leistung in der Inszenierung „Dämonen“. Die Presse lobte: „Virtuos zieht das Geschehen vorüber wie ein langer, ruhiger Fluss, der über Untiefen immer wieder lustig plätschert, aber dabei alles verschlingt, was sich ihm entgegengestellt.“ Als Konsequenz aus der Bühnensituation ergab sich für die Schauspieler eine Spielweise, in der möglichst authentische Aufenthalte in und um das Haus wichtiger werden als Auf- und Abtritte, Gänge und Gesten, ausstellende Präsentation ins Publikum. Bewohnen statt Bespielen lautet die Devise. Diese beinahe filmrealistische Spielweise in einem durch die Drehbühne vorgegebenen „filmischen“ Bühnenbild machte eine Verfilmung naheliegend.
MIT: Kathrin Angerer, Hendrik Arnst, Henry Hübchen, Sebastian König, Astrid Meyerfeldt, Milan Peschel, Silvia Rieger, Sophie Rois, Bernhard Schütz, Sir Henry, Jeanette Spassova, Joachim Tomaschewsky, Ulrich Voß und Martin Wuttke
REGIE: Frank Castorf
BUCH: Fjodor Michailowitsch Dostojewski (in einer Bearbeitung von Albert Camus, neu übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel)
BÜHNE UND KOSTÜM: Bert Neumann
DRAMATURGIE: Matthias Pees
MUSIKALISCHE EINRICHTUNG: Sir Henry, Thomas Krinzinger
LÄNGE: 178 Min.
Verfilmung nach einer Theateraufführung der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin, in Koproduktion mit den Wiener Festwochen 1999.
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