„Wie lebte ich denn? Mal mit vielen Sachen, das war’s nicht, dann mit wenig Sachen das war’s nicht, mal bunt, mal weiß, gut so. Ich habe gelernt. Mal Bilder weg, mal Bilder dran. Mal Bücher, mal nicht Bücher, mal Schallplatten, mal keine, und jetzt alles neu! Dasselbe?“ - Rolf Dieter Brinkmann
Während das 21. Jahrhundert als Zeitalter der Reduktion proklamiert wird, sucht BLACK OR WHITE nach dem Zuviel: zu viel Material. Zu viel Text, zu viel Bild, zu viel Musik - es gibt hier schlicht und einfach Zuviel. Zu viel überschüssige Materie.
Erschöpft lehnen wir uns zurück, schauen zu, sammeln, aber wir bemerken, dass diese Informationsflut nie verarbeitet sein wird, jetzt nicht, nie. In einer Zeit, in der Zusammenhänge immer komplexer und unüberschaubarer werden und der Ruf nach einer neuen Einfachheit immer lauter wird, stellt sich die Frage: Wohin mit dem Überschuss an Informationen? Wie können wir in dieser Zuviel-Gesellschaft noch Entscheidungen treffen? Wie differenzieren? Im Zentrum der Arbeit von Alexander-Maximilian Giesche und Lina Hermsdorf stehen die choreografierte Dauerreizüberflutung im Vergnügungspark der Oberflächen und das Ankämpfen gegen die Isolation im Versuch der Kommunikation.
VON UND MIT: Alexander-Maximilian Giesche, Lina Hermsdorf
SOUND DESIGN: Julian Hetzel
LICHTDESIGN: Maika Knoblich
DRAMATURGISCHE BERATUNG: Aukje Verhoog
Verwerte Dich!
Machen wir uns keine Illusionen. Die neoliberale Verwertungsgesellschaft ist schon lange in der Kunst angekommen. Nicht nur im engeren Sinne der Urheberrechtsdebatte, sondern auch in den Bedingungen der Kunstproduktion. Während die künstlerische ICH-AG unter dem ökonomischen Aspekt den Beigeschmack der Fremd- und Selbstausbeutung hat, ermöglicht sie im künstlerischen Sinne jedoch ein differenziertes „Sich-Einbringen“, sie kann Prozesse in Gang setzen, aus denen sich ein inhaltlicher Mehrwert ergibt. Im Sinne der diesjährigen Freischwimmer-Projekte heißt das konkret: Flieht, brecht aus, segelt los aus diesem System! Nutzt das Humankapital für sinnvolle Zwecke! Verbrennt singend in der Arbeit! Die Ausbeutung fängt schon in der Küche an. Nichts ist nur schwarz oder weiß. Seid ungerecht in der Kritik und spielt mit den Zeichen, Logiken und Systemen!
Freischwimmer 2012/13. Neues aus Theater, Performance und Live Art ist ein Gemeinschaftsprojekt von Sophiensæle Berlin, FFT Düsseldorf, Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, Kampnagel Hamburg, brut Wien und Theaterhaus Gessnerallee Zürich
DRAMATURGIE: Marcus Droß, Christiane Kretschmer, Haiko Pfost, Christoph Rech, Anna Teuwen, Kathrin Veser
PRODUKTIONSLEITUNG: Marc Pohl
PRODUKTIONSASSISTENZ: Nora Perseke
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https://sophiensaele.com/de/archiv/festival/freischwimmer-2012-13-verwerte-dich/giesche-x-hermsdorf-black-or-white | https://www.mousonturm.de/en/press-releases/festival-freischwimmer-20122013verwerte-dich11-19-januar-2013/