Seit seiner ersten zufälligen Begegnung mit der bürgerlichen Emilia Galotti ist der labile und egozentrische Prinz von Guastalla von dem Gedanken besessen, dieses Mädchen zu besitzen. Als er von ihrer unmittelbar bevorstehenden Hochzeit mit dem Grafen Appiani erfährt, gibt er in seiner Verzweiflung seinem intriganten Kammerherrn Marinelli freie Hand, alles zu tun, um die Heirat zu verhindern. Dieser lässt das Paar durch zwei bezahlte Verbrecher auf dem Wege zur Trauung überfallen und Appiani ermorden. Emilia wird zusammen mit ihrer Mutter, Claudia Galotti, auf des Prinzen Schloss in scheinbare Sicherheit gebracht. Die Mutter erkennt schon bald die wahren Zusammenhänge - im Gegensatz zu Emilia, die sich, durch die Ereignisse völlig verstört, beinahe willenlos in ihr Schicksal fügt. Die Lage spitzt sich zu, als Emilias Vater Odoardo Galotti auf das Schloss kommt. Er trifft dort die Gräfin Orsina, die ehemalige Geliebte des Prinzen, und erfährt durch sie von Appianis Tod und den möglichen Folgen für Emilia. Am Ende des Gesprächs gibt Orsina Odoardo einen Dolch, damit er sie und Appiani räche. Auch Emilia erahnt mittlerweile den wirklichen Sachverhalt. Da sie sich den Annehmlichkeiten des Hoflebens und den Annäherungen des Prinzen geöffnet hat, fürchtet sie um ihr Seelenheil. Sie glaubt ihre Ehre nur durch den Tod retten zu können und fleht Odoardo an, ihr den Dolch zu geben oder sie selbst zu töten. Nach einigem Zögern gibt der Vater ihrem Drängen schließlich nach und ersticht seine Tochter Emilia. Andrea Breth spürt in ihrer Inszenierung jeder Faser dieses feinnervigen Bühnenkrimis nach. Die Modernisierung des Stückes, das in einen mit Designermöbeln möblierten Salon eines gelangweilten Millionärs gesetzt ist, geht konform mit der Konzentration dieser Inszenierung.
Livemitschnitt des Wiener Burgtheaters während des Berliner Theatertreffens 2003.
Johanna Wokalek, Michael König, Elisabeth Orth, Sven Eric Bechtolf, Roland Koch, Wolfgang Gasser, Wolfgang Michael, Denis Petkovic, Andrea Clausen, Nicholas Ofczarek