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ik spek menkenspak

Autorenschaft
Beschreibung

Ein Stück über Neandertaler und Sackgassen, von und mit Eva Löbau, Martin Clausen und Judith Huber. Eva Löbau, die Mutter der Bairishen Geisha, sitzt im Kunstpavillon und mistet aus. Ihre beiden Töchter wollen nicht mehr mit ihr im Trio arbeiten, deswegen ist sie jetzt solo. Auf Druck des Arbeitsamtes soll sie Urmenschen-Darstellerin im Museum für Mensch und Natur werden. Das deckt sich mit ihrer Vorstellung einer gescheiterten Existenz. Doch die berufliche Niederlage wird zum befreienden Neuanfang: Erdverbunden, reinen Ursprungs will sie sich jetzt ganz ernsthaft als Neandertaler neu erfinden.

Aber dann ist da der Andere, der stört. Ein Abend über Sackgassen in Biographie und Evolution: Was setzt sich durch, was scheitert schon im Ansatz?

Die Bairishe Geisha ist eine Performance-Gruppe aus München, die seit zehn Jahren gemeinsam Stücke erfindet, musikalische Abende mit sprunghafter Dramaturgie und dem Gespür für die eigenartige Nähe von Humor und Todtraurigem. Der Gruppenname Die Bairishe Geisha steht gleichzeitig für ein dreifaltiges Alter Ego, eine zusammengebastelte fiktive bayrisch-japanische Identität. Die Performerinnen Judith Huber, Marianne Kirch und Eva Löbau traten bisher so als zwistiglich vereinte bayrisch-japanische Wirts- beziehungsweise Teehaus-Familie auf. Nachdem sie neun Jahre als Trinität in München gewirkt haben, geht es nun um Veränderung: Der Abschied von der Familie, vom Zuhause, von der bekannten Welt ist Thema des aktuellen Projekts mit dem Titel „Lost in...“, das vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München mit einer 3-jährigen Förderung bedacht worden ist.


Dieses Projekt gliedert sich in drei Einzelteile, die jeweils eine der drei Protagonistinnen der Bairishen Geisha in den Mittelpunkt stellen. Nach „Shift“ von Marianne Kirch und „Das Zimmer der verlorenen Bedeutung“ von Judith Huber bringt Eva Löbau nun mit „ik spek menkenspak“ den dritten Teil der Trilogie heraus.


Im Juni 2009 bezieht die Bairishe Geisha den Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten, nicht weit vom Münchner Hauptbahnhof. Dort errichtet sie eine Installation zum Thema „Neandertaler und Sackgassen“. Teil der Installation ist eine Veranstaltungsreihe, ein „Salon“, mit Lesung, Filmvortrag, Kunst - und Wissenschaftsgespräch. Die Proben zum Stück „ik spek menkenspak“ sind zu den Öffnungszeiten des Kunstpavillons für alle zugänglich.


Der Kunstpavillon ist ein White Cube mit Oberlicht, in dem ein kleines zweistöckiges Büro- und Lagergebäude steht. Dieses Gebäude im Gebäude verwandelt die Bairishe Geisha für die Dauer ihres Aufenthaltes in eine kleine Herberge, in der auch ein Teil der Aufführung stattfinden wird. Eine Treppe aus Podesten wird seitlich vom Dach des Herbergshäuschens in den Raum führen. Der eindrücklichste und am meisten den Raum verändernde Eingriff werden bemalte, wandfüllende Prospekte sein, mit denen die vier weißen Wände behängt sind, und die dem Betrachter aus einem Höhleninnenraum Ausblicke in eine Landschaft gewähren. Einzelne aufgestellte Vitrinen mit Artefakten zitieren traditionelle Ausstellungsmethoden naturhistorischer Museen.


Eva Löbau, die „Mama“ der Bairishen Geisha, befindet sich in einer Lebenskrise: Ihre beiden erwachsenen Töchter bzw ihre Kolleginnen, die bislang ihre Töchter gespielt haben, haben sie verlassen. Jetzt ist sie dabei, wie nach einem Todesfall, den Nachlass zu sichten, zu bewahren und zu verwerfen. Allein kann sie nicht so weiterarbeiten wie bisher. Auf Druck des Arbeitsamtes bereitet sie sich auf ein neues Aufgabengebiet vor: Urmenschendarstellerin in einem Naturhistorischen Museum. Unwillig, denn das deckt sich mit ihrer persönlichen Vorstellung von einer gescheiterten Existenz.
Parallelhandlung: Ein dem Museumsbetrieb entkommener unsterblicher Neandertaler hat sich im Untergeschoss des Kunstpavillons (dem Toilettenbereich) eingenistet. Er sortiert seine 35.000-jährige Erinnerung. Aus Verwunderung über seinen Gattungs-Namen wird er zum Forscher in eigener Sache. Beide anwesenden Menschen wühlen zunächst in benachbarten Räumen in ihrer persönlichen Vergangenheit, ohne voneinander Kenntnis zu nehmen. Sie treffen unverabredet aufeinander in dem Moment, wo sich ihr Thema kreuzt.
Aus dem sich eher störenden Nebeneinander wird ein gemeinsames Imaginieren eines Zusammenlebens, dessen Harmonie immer wieder an den Wesensunterschieden der beiden Vertreter zwar verwandter, aber dennoch unterschiedlicher Menschenarten zerbricht. Wie bei einer Ausgrabung kommen nur Bruchstücke von Geschichten zum Vorschein. Manches bleibt unverständlich. Doch beiläufig erfährt das Publikum etwas über den aktuellen Stand der Neandertaler-Forschung und ihre historische Entwicklung.

Der Alltag des Probenprozesses bleibt mit einigen persönlichen Verstiegenheiten, Sackgassen und den darin lauernden Ablenkungen sowohl in der Ausstellung als auch in der Theateraufführung sichtbar. ik spek menkenspak ist die erste Zusammenarbeit von Eva Löbau und dem Performer Martin Clausen. Text und Spiel entwickeln die beiden Akteure Eva Löbau und Martin Clausen gemeinsam. Im Kunstpavillon, durch seine steinerne Würfelform mit der Akustik einer Felsengrotte ausgestattet, wird der Umgang mit Sprache auch zum Klangund Geräusch-Experiment. Geräusche und Laute, Körpersprache und choreographierte Bewegung ersetzen teilweise die begriffliche Kommunikation.


// Credits //

Von und mit: Eva Löbau, Martin Clausen, Judith Huber
Bühne: Markus Grob
Musik: Pascal Fuhlbrügge
Dramaturgie: Charlotte Pfeifer
Kostüm: Detlev Diehm
Maske/Sammlung: Muriel Nestler
Licht: Igor Belaga
Szenische Prospekte: Jörg Besser
Super 8-Film: Nikolai von Graevenitz, Sonja Heiss
Filmdarsteller: Amelie Brom, Anna Stiglbrunner
Produktion: Katrin Drolliger

Dank an die Max-Planck Gesellschaft München, an die Filma Bügele und Götzenberger und an der Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten

In Kooperation mit PATHOS Transport Theater, München

Mit freundlicher Unterstützung der Landeshauptstadt München, der Hans Sauer Stiftung und dem Museum für Mensch und Natur


[efr] http://www.diebairishegeisha.de/

Regie
Gruppe / Compagnie / Ensemble
Dramaturgie
Darsteller
Bühnenbild
Kostüm
Musik
Licht
Video
Standorte
MCB
Sprache
DE
Aufnahmedatum
Sonntag, 31. Mai 2009
Orte
Stadt
München
Land
DE
Länge
88 min