Unter dem Motto Zeitgenoss*in sein nahmen an dem von der Kulturstiftung des Bundes veranstalteten Tanzkongress 2016 in der niedersächsischen Landeshauptstadt mehr als 800 Fachbesucher*innen teil. Der Tanzkongress hat sich seit seinem Auftakt in Berlin 2006 als eines der wichtigsten Foren für die Diskussion und Präsentation von Tanz, Choreografie und Bewegung etabliert.
Ein Körper ist kein Körper, weil es Körper nur in Beziehung zu anderen Körpern gibt – singular plural.
Wir gehen in die Irre, wenn wir Körper nicht als ein gemeinsames Feld, sondern isoliert voneinander begreifen. Wir produzieren weltweit ein Dilemma, wenn wir sie nicht als Form des Mit-Seins mit anderen ernst nehmen. Sind Körper nicht immer schon exponiert in einem weltweiten Gefüge, dem sie, das heißt dem wir alle leibhaftig zugehören? Endet das Leben eines Körpers nicht an der Oberfläche seiner physischen Form, dann wird fraglich, wo sich seine lebendigen Grenzen zeigen. Diesem Problem werden Susanne Valerie Granzer und Arno Böhler in ihrer Lecture dialogisch nachgehen. Einen Hinweis in Richtung auf eine mögliche Beantwortung dieser Frage gibt die Bühne. Sie ist ein Ort, an dem die Ausgesetztheit von Körpern anschaulich wird. Ihre Verletzlichkeit, die daher rührt, dass wir alle immer schon vor dem Antlitz anderer stehen. Und damit vor dem Appell der Achtung, der Schonung, des Respekts anderer. Ein solcher ‚ethischer Imperativ’ ist nicht abstrakt, sondern situativ. Er bezieht sich auf real existierende Körper, die eine gemeinsame Welt miteinander teilen. Folglich ist er beides zugleich: ethisch und ästhetisch – ein Affekt des Mit-Gefühls.
Dialogical lecture
chh