Die deutsch-französische Zirkusartistin Sarah Schwarz entführt den Zuschauer auf eine Entdeckungsreise in die Welt des Zirkus. Vor der Gründung ihres Piglet Circus hat die Seiltänzerin bereits mit ganz großen Zirkusartisten zusammengearbeitet und war von Beginn an fasziniert von diesem Milieu. Ihre Zirkus-Geschichten berichten von der Verbundenheit der Völker mit ihren Traditionen, die bis heute fortleben, wenn auch angepasst an den Wandel der Zeit. Ganz gleich ob große Manege oder kleiner Wanderzirkus - in den Shows bringt das Zusammenspiel verschiedener Kulturen immer wieder neue Traumwelten hervor.
S0 ein Zirkus (8/10) - Schweiz
Der Circus Knie entstammt der ältesten Zirkusdynastie der Schweiz und prägt seit mehr als 200 Jahren den Alltag und die Fantasie der Eidgenossen. Als Abbild des eigenen Landes haben ihn vor allem seine Pracht, seine Virtuosität und seine Präzision weltberühmt gemacht. Der weltbekannte Circus Knie hat die Schweizer Grenzen jedoch noch nie verlassen.
Das Besondere des Circus Knie sind vor allem seine hervorragend ausgebildeten Dresseure. Jeden Morgen trainieren Michael und Rebecca 35 Pferde und 21 Ponys für die Abendshow. Die Elefantendressur ist ein weiteres Spezialgebiet der Familie: Noch heute wird diese Kunst von Vater zu Sohn weitergegeben. Aufgrund ihrer kostspieligen Verpflegung sind Elefanten im Zirkus nur selten zu finden. Täglich müssen 350 Kilogramm Heu, 18 Kilogramm Bananen und 100 Kilogramm Hafer für die Ernährung der drei Dickhäuter bereitgestellt werden, mit denen Franco Knie zusammen aufgewachsen ist.
So ein Zirkus! (9/10) - Marokko
Marokko ist nicht unbedingt als Zirkusland bekannt. Dennoch erkundet Sarah Schwarz eine überraschende Tradition, die allerdings kaum in Zirkuszelten zu finden ist, sondern an Stränden, auf Straßen und manchmal in den bekannten königlichen Reitställen. Heute ist Tanger zur marokkanischen Hauptstadt der Akrobatikkunst und zum Inbegriff eines künstlerischen Aufbruchs geworden. Zu ihren Galionsfiguren gehört Mohammed Hamish, Spross einer alten Akrobatendynastie. Er trat in vielen berühmten Zirkuszelten der Welt auf, bevor er schließlich in seine Heimat zurückkehrte. Sein größter Stolz ist die Förderung marokkanischer Nachwuchskünstler, die einst in seine Fußstapfen treten werden.
So ein Zirkus! (10/10) - Japan
Die geografische Isolation der Insel Japan führte zur Herausbildung einzigartiger Lebensweisen und Bräuche, die sich seit der Öffnung des Landes mit extremer Modernität verbinden. Dieses Paradox hat auch die Besonderheiten des japanischen Zirkus geprägt. Sarah Schwarz besucht den Zirkus Kinoshita, der ständig im ganzen Land unterwegs ist. So wie bei allen großen japanischen Unternehmen werden auch hier Ordnung und Disziplin großgeschrieben. Sarah trifft am Tag der Premiere ein, und wie es die Tradition des Zirkus Kinoshita will, versammelt sich die gesamte Truppe zu einer Shinto-Zeremonie in der Manege. Der Shintoismus, eine der großen japanischen Religionen, beruht auf dem Respekt gegenüber den Vorfahren und der Natur. Zwei Priester sind anwesend, um das Zelt zu reinigen und die Zirkusartisten vor Unfällen zu schützen. Die Zeremonie soll Glück und Wohlstand bringen.
Die Aufführung des Kinoshita-Zirkus lässt jahrhundertealte Traditionen und moderne Einflüsse erkennen - vom Kabuki-Theater über die traditionelle Schwertkampf-Kunst der Samurai bis hin zu Referenzen an zeitgenössische japanische Mangas. Die Künstler tanzen deshalb auch nicht auf dem Seil, sondern zwei Meter über dem Boden auf Bambusstangen. Bambus gehört zu den wichtigsten Materialien im Land der aufgehenden Sonne.
jup