Oper entdecken
Opern gelten häufig als langatmig und schwierig, was viele davon abhält, sich mit dieser Musikgattung auseinander zu setzen. ARTE beweist, dass dies nicht zwangsläufig so sein muss: In Ergänzung zu den Live-Übertragungen und Aufzeichnungen von Opern, die ARTE ausstrahlt, startet der Sender eine neue Reihe mit dem Titel „Oper entdecken“. Jeder Beitrag behandelt auf eingängige Weise eine Oper und liefert Auszüge aus einer renommierten Produktion sowie Informationen zu Werk und Inszenierung.
[Quelle: http://www.arte.tv/de/oper-entdecken/1417422.html]
Christoph Willibald Gluck - Telemaco
Christoph Willibald Ritter von Gluck - so heißt der zur Revolution der Oper entschlossene Komponist mit vollem Namen - griff sich von der bis dato populären französischen und italienischen Oper das Beste heraus. „Orfeo ed Euridice“ sollte der Beleg für die neue Oper aus seiner Feder werden. Nicht zufällig stellt sich der ab 1752 in Wien angestellte kaiserliche Hofkomponist mit der Wahl dieses Stoffes in die Nachfolge des „Erfinders der Oper“, Claudio Monteverdi.
Im Gegensatz zu Scarlattis „Telemaco“ von 1718 ist Glucks fast 40 Jahre später geschriebene Version dieser Geschichte heute aus dem Blickfeld verschwunden. Das Theater Basel und die Schwetzinger Festspiele feiern mit ihrer Produktion von Glucks „Telemaco ossia L'isola di Circe“ im Sommer 2011 also eine wahre Wiederentdeckung.
In der österreichischen Hauptstadt erlebte „Telemaco“ im Januar 1765 seine Uraufführung. Anlässlich der Hochzeit des zukünftigen Regenten Joseph II. und der Prinzessin Maria Josepha von Bayern in Auftrag gegeben, sah das Dramma per Musica danach jedoch keine Bühne mehr. Die Komposition fällt zwischen zwei Reformopern Glucks, „Orfeo ed Euridice“ (1762) und „Alceste“ (1767), und wird mit Recht das bedeutendste Werk dieser Binnenzeit genannt. „Telemaco“ entspinnt sich um die mythische Figur des Telemachos und verarbeitet mit einer Episode der Odysseusreise Elemente der Homerischen Epik. Die Suche des Sohnes Telemachos nach seinem Vater Odysseus wird bei Gluck in die Zauberwelt der Circe, auf deren Insel beide landen, transplantiert und in einem Verwirrspiel um eine Liebesgeschichte angereichert. Der Komponist wählt somit nicht nur eine Spielstätte, in der er die Reize der Zauberoper entfalten kann, sondern spinnt ebenfalls eine Parallele zu den Protagonisten der Hochzeit, Joseph und Maria Josepha, die in den Helden Telemachos und Asteria ihre Spiegelbilder entdecken konnten.
Die estnische Dirigentin Anu Tali und das Freiburger Barockorchester werden Glucks „Telemaco“ musikalisch wieder erarbeiten und können dabei von der Erfahrung des Ensembles mit Werken aus Glucks Umfeld ebenso profitieren wie von Talis Engagement für noch zu entdeckende Komponisten.
Mit Tobias Kratzer konnte ein vielversprechender Regisseur gewonnen werden, der mit Inszenierungen von Brittens „Ein Sommernachtstraum“ und Mozarts „Cosଠfan tutte“ bereits Geschick im Umgang mit dem Musiktheater bewies. Nach Engagements an den Theatern Leipzig, Luzern und Bremen inszenierte er 2011 für Basel und Schwetzingen.
[Quelle: http://www.arte.tv/guide/de/044548-000/oper-entdecken]
Zugriff am 05.06.2015
jup