„Es ist sehr einfach, ins Tragische oder ins Komische zu verfallen, aber es kommt darauf an, die Balance zu halten.“ Zum ersten Mal in seiner heute rund 40-jährigen Theaterlaufbahn hat sich Peter Brook, der wie kein anderer das zeitgenössische Theater verkörpert, bereiterklärt, den Vorhang zu lüften und Einblick in die sonst verborgenen Aspekte seiner Theaterarbeit zu gewähren.
Mehrere Tage lang durfte der Regisseur Simon Brook seinen Vater bei der Arbeit filmen. Im Mittelpunkt der Werkstatt, zu der Peter Brook Schauspieler und Musiker geladen hatte, stand eine faszinierende Übung mit Symbolcharakter: „Balance halten“. In dieser Übung, die alle Aspekte der Schauspielerei in sich vereinigt, verdichtet sich das jahrelange Suchen und Experimentieren mit der Magie des Theaters. Auf ihr gründet Peter Brooks Methode und Philosophie.
Simon Brook hat mit fünf versteckten Kameras gearbeitet, was ein vollständiges Eintauchen in das Probengeschehen erlaubt, und so gibt der Dokumentarfilm schließlich etwas Preis vom Wunder des schöpferischen Prozesses. Dieser ungewöhnliche, sehr persönliche Film macht den imaginären und metaphorischen Balanceakt anschaulich, den Peter Brook und seine Schauspieler vollführen, um dem Zuschauer an einer einmaligen, zutiefst menschlichen und zugleich hoch philosophischen Erfahrung teilhaben zu lassen.
ARTE F, Frankreich, 2012, 84 Min.
Über Peter Brook
Peter Brook, am 21. März 1925 als Sohn russisch-jüdischer Eltern geboren, entdeckte bereits als Schüler in London die Liebe zum Theater. Eigentlich wollte er Filmregisseur werden, doch nach einem gescheiterten Versuch als Werbefilmer, beginnt der 20-Jährige Theaterstücke und Opern zu inszenieren. Erste Engagements als Regisseur hat er ab 1945. Er inszeniert hauptsächlich Stücke von William Shakespeare, um dessen Werke seine Theaterarbeiten bis heute kreisen.
Mitte der 60er Jahre kommen Brooks erste Inszenierungen von Stücken zeitgenössischer Autoren wie Sartre, Genet, Weiss und Hochhuth auf die Bühne. 1962 wird er Co-Direktor der berühmten Royal Shakespeare Company. Nach drei Jahren findet seine Theatertruppe eine feste Spielstätte im "Théâtre des Bouffes du Nord" in Paris, wo er auch das „Centre International de Créations Théâtrales (CICT) "gründet. Neben seiner intensiven Auseinandersetzung mit Shakespeare befasst sich Peter Brook stark mit außereuropäischen Kulturkreisen und unternimmt dazu Reisen mit seinen Schauspielern nach Afrika.
Als Meilenstein zu einer neuen Welttheaterkultur feierte die internationale Kritik seine Inszenierung des Sanskrit-Epos "Mahabharata" oder auch den "Sturm" aus dem Jahr 1990. Mit seinem 1968 erschienenen Buch "Der leere Raum" hat Brook ganze Generationen von Regisseuren beeinflusst.
(Quelle: http://www.arte.tv/de/peter-brook-der-drahtseilakt/7564828.html)
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Peter Brook, Yoshi Oida, Abdou Ouologuem, Cesar Sarachu, Shatala Shivalingappa, Emily Wilson, Lydia Wilson, Haylay Carmichael, Jos Houben, Micha Lescot, Marcello Magni, Khalifa Natour