21. November 1811 am Kleinen Wannsee bei Berlin: Ein junger Mann und eine Frau laufen scherzend durch den Wald. Sie bestellen sich aus dem nahe gelegenen Gasthof Kaffee, einen Tisch und zwei Stühle ans Seeufer. Sie wirken ausgelassen und vergnügt. Nur wenige Minuten später fallen zwei Schüsse. Die Identität der beiden ist schnell geklärt. Es handelt sich um den Dichter Heinrich von Kleist und um Henriette Vogel.
Die Begleitumstände der Tat werfen bis heute Fragen auf. 2011 war es genau 200 Jahre her, dass Heinrich von Kleist im Alter von 34 Jahren einen der berühmtesten Selbstmorde der deutschen Literaturgeschichte beging. Noch immer fasziniert und verstört seine Tat, korrespondiert die Rätselhaftigkeit seines Werkes mit der geheimnisvollen Dunkelheit, in die ganze Abschnitte seines Lebens gehüllt sind. Im Stil einer Detektivgeschichte rollt der Film anhand der historischen Polizeiprotokolle den Fall Kleist noch einmal neu auf. Ausgehend von der Frage nach den rätselhaften Umständen, führt der Film direkt in die Biografie des preußischen Schriftstellers, dessen Lebensweg keiner rasch zu erkennenden Logik folgt.
Auf der Suche nach den Hintergründen und Motiven der Tat begegnet man dem Menschen hinter der Akte, dem großen Dichter, dessen leidenschaftliche künstlerische Selbstfindung in einer politisch hochexplosiven Zeit stattfand, in der die alten Machtverhältnisse in ganz Europa radikal erschüttert wurden. Warum ist Kleist den Menschen heute immer noch so nah? Warum reißt die Kette der Generationen nicht ab, die in ihm einen Zeitgenossen erkennen? Hat das etwas mit seinem dramatischen Tod zu tun oder mit seiner ungewöhnlichen Lebenshaltung?
(Quelle: http://www.arte.tv/guide/de/040974-000/die-akte-kleist)
egd
Regie:Simone Dobmeier, Hedwig Schmutte, Torsten Striegnitz