Dieser Film ist der Versuch einer Annäherung an den japanischen Kabuki-Star Tamasaburo Bando. Der Film gliedert sich in vier Akte, die ineinander übergreifen: Einem Auftakt, dem Tanz der betrunkenen Schlange «Orochi», dem ältesten Mythos Japans, folgt ein zweiter, dokumentarischer Teil, «Tamasaburo Bando und seine Idole». Er umfasst die Begegnung mit der Geisha und Tänzerin Han Takehara, der Filmschauspielerin Haruko Sugimura (Ozu, Naruse, Kurosawa) und dem Butoh-Tänzer Kazuo Ohno. Der nächste Akt, «Twilight Geisha», stellt eine spielerische Variation des Geisha Themas dar. Im vierten und abschliessenden Teil tanzt Tamasaburo das Kabuki- Stück «Sagimusume». Es ist die Geschichte von Reinkarnation und Verwandlung eines Mädchens in einer verschneiten Winternacht. (Quelle: artfilm.ch)
THE WRITTEN FACE, das geschriebene Gesicht, ist weder ein Film über Japan, noch über das Kabuki-Theater. Wir wussten um die vorgegebene Systematik des Unbegreiflichen, die verspiegelte Fremde, das nie wirklich Hineingelangen in diese Welt. Wir waren immer «drinnen vor der Tür».
Aus dieser Position, dieserm Sichtwinkel heraus haben wir versucht, uns einem Mann zu nähern, der heute in Japan Kabuki macht. Im japanischen Theater werden Frauenrollen traditionell von Männern dargestellt. Wobei der männliche Frauendarsteller (Onnagata) nicht die Frau kopiert, wie im Westen, sondern sie bedeutet. Er klebt nicht an seinem Modell, er hebt sich viel mehr von seiner Signifikanz ab - eine Verschiebung findet statt, keine Überschreitung.
Tamasaburo Bando, der seit seinem fünften Lebensjahr auftritt, ist wohl der letzte grosse Vertreter dieser alten Darstellungstradition, die am Verschwinden ist.Ähnliches gilt für seine Idole und Meister: Die Schauspielerin Haruko Sugimura, die in der Blütezeit des japanischen Films mit Ozu und Naruse gearbeitet hat, und die Geisha Han Takehara. Seit vielen Jahren ist sie die grösste Tänzerin Japans, obwohl sie nur einem kleinen Kundenkreis bekannt war und erst spät, bereits als Legende, öffentlich auftrat. Sie ist die wichtigste Repräsentantin der untergehenden Geisha-Kultur, welche die Unterhaltung des Mannes durch die Frau als Kunstform beinhaltet.
THE WRITTEN FACE spielt in einem Kabinett der Zeichen, wo die Verwandlung eines Gesichtes auch eine Zeichenverschiebung bedeutet. Dem Aufzeigen dieser Verschiebungen und Risse einer Maske, eines geschriebenen Gesichtes, galt unser Versuch. Dem Andeuten von ein paar Zeichen einer fremden Welt, unfähig, sie wirklich zu begreifen. Drinnen vor der Tür eben.
Der Film wurde auf den Inseln Kyushu (Yamaga) und Shikoku (Uchiko), in Osaka und im Hafen von Tokyo im Herbst 1994 gedreht.
REGIE: Daniel Schmid
DREHBUCH: Daniel Schmid
KAMERA: Renato Berta
TON: Dieter Meyer
SCHNITT: Daniela Roderer
PRODUKTION: T&C Film
MIT: Tamasaburô Bandô, Han Takehara, Haruko Sugimura, Kazuo Ôno, Yajuro Bando, Kai Shishido, Toshiya Nagasawa, Asaji Tsutakiyokomatsu, Hiroyuki Koga
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