Kultur oder Kommerz? Der Kampf um die Stadt
Im Londoner Viertel "Hackney Wick" waren die Mieten früher bezahlbar, deshalb verschlug es über die Jahre Tausende von Künstlern hierher - bis London den Zuschlag für die Olympischen Spiele 2012 erhielt. Jetzt fallen die Investoren ein und bauen riesige Anlagen für Olympia. Aus Protest hat Simon mit Hunderten von anderen Künstlern ein Festival organisiert. Trotzdem bleibt ihm nur die Hoffnung, dass er nicht zu denen gehört, die vertrieben werden.
In Hamburg war der Protest gegen geldgesteuerte Planungskultur erfolgreich. Im Sommer 2009 gründeten Künstler unter der Schirmherrschaft des Malers Daniel Richter die Bewegung "Recht auf Stadt" und besetzten das historische "Gängeviertel", um gegen den Verkauf an einen holländischen Investor zu protestieren. Der Hamburger Senat musste sich dem übermächtigen Druck beugen und das Gängeviertel vom Investor zurückkaufen.
In Paris, im ehemals jüdischen Viertel "Le Marais" hat "Jeudi Noir", eine Gruppe aus Künstlern und Studenten, ein leerstehendes Schloss besetzt. Mit spektakulären Aktionen kämpfen sie gegen Leerstand, überteuerte Mieten und gegen die herrschende Wohnungsnot. Seit den 60er Jahren boomt hier die Spekulation. Heute gehört das Viertel zu den teuersten Wohngegenden von Paris - mit Luxusboutiquen und großen Caféhausketten, die nichts mehr vom jüdischen Charme spüren lassen.
Innenstadtnahe Ateliers in Paris oder London sind kaum noch bezahlbar, deshalb zieht es viele Künstler nach Berlin. Für sie ist Berlin angesagt, denn das Leben hier ist günstig. Jedenfalls in Neukölln, einem sozialen Brennpunkt der Hauptstadt, in dem vor allem Migranten leben. Hier wirbt die Stadt sogar dafür, dass Künstler leerstehende Läden beziehen und das Viertel beleben. Müssen auch hier bald die Künstler weichen? Und wird Neukölln in zehn Jahren ähnlich yuppisiert sein wie Berlin Mitte? Die Dokumentation "Kultur oder Kommerz" zeigt Perspektiven, um die Stadt von morgen sozial gerechter zu gestalten.
-CHS